Sonderwunsch: 9,7 g 30 mm Kupfersportgeschoß für die nur 84,84 mm lange .300 WM Patrone
Guten Tag Herr Möller,
wie versprochen der erste Bericht, wenn Sie darauf Lust haben. Text,
Meßprotokolle und Bilder sind wie gehabt verwendbar!
Vorab: Danke, ich bin hochzufrieden mit Rat und Material von Ihnen!
Die ersten vermessenen Testserien von je 20 Schuß zeigen, daß sich die
tatsächlichen Ergebnisse in der Natur von den theoretischen Berechnungen deutlich unterscheiden. Die Meßprotokolle schicke ich
Ihnen mit.
Das überkalibrige Führband dehnt den Hülsenmund deutlich weiter (0,002 Zoll), als ein herkömmliches Geschoß. Ihre Geschosse fluchten trotz (schrecklich ☻) kurzem Hals mit geringsten Unwuchten in der Hülse.
LM: Dann sitzt ja wohl ein sorgfältiger
Bediener an der Ladepresse!
Auch wenn ich nur auf 100 Meter unterwegs war, meine ich für beide Pulver in der
Tikka einen
süßen Fleck vermuten zu können, jeweils bei Schußzahl 9 - 12
(N_URP = 72,5 grain, ca. 960 m/sec, N_204 = 76,75 grain, ca. 1036 m/sec), also
einer Ladungsbandbreite von jeweils 2 grain. Ich prüfe das auf 300 Meter
nach, und hoffe auf Bestätigung. Die Standardabweichung der Ergebnisse soll
dann über die Wahl der Laborierung entscheiden.
Die mutmaßlichen Effekte der verwendeten Pulvermengen habe ich mit
QUICKLOAD
unter Verwendung der KJG.bul vorab hochgerechnet. Die Daten der verwendeten
Norma-Hülse sind im QUICKLOAD eingestellt. Für das URP und das R_903 gibt es
allerdings keine offiziellen Ladedaten für .300 WinMag; QUICKLOAD rechnet
diese Pulver trotzdem.
Die Ergebnisse von Quickload zum Druck in meiner Waffe kann ich natürlich nicht prüfen.
Jedoch sind die mit dem BMC18 von Mehl gemessenen Geschwindigkeiten deutlich
höher, als vom Programm vermutet.
Die mit N_204 erzielten Geschwindigkeiten waren für mich, trotz mutmaßlich
recht niedriger Abbrandraten (unter 95 %) erstaunlich hoch, vor allem aber
bei vergleichbarem Schußgefühl (Bums) viel höher als beim N_URP. Sie
liegen beim N_204 z. T. um bis zu 69 m/sec (6%!) höher als von Brömel
prognostiziert, beim URP ca. 35 m/sec.
In keinem Fall habe ich nach dem Schuß ein erschwertes Öffnen des
Verschlusses bemerkt. Jede Hülse wurde nach dem Schießen auf optische
Druckanzeichen geprüft und, obwohl bei den höheren Ladungen recht "kerniges"
Schußgefühl aufkam (meine Standnachbarn mußten leiden), gab es keinerlei
Anzeichen für zu hohen Druck. Bilder anbei.
Die Feuer-Verformung der Hülsen im Schulterbereich fällt allerdings bei
hohen Drücken (N_204 ab 76,5 grain, N_URP ab 72,5 grain) erkennbar
deutlicher aus (ca. 0,05 mm mehr) als bei den niedrig geladenen Patronen.
Hier wird die Messung nach dem 2. wiedergeladenen Schuß Aufschluß über die
L1 geben. Dies gilt auch für die Gesamtlängung der Hülse, die bei den
niedrigen Ladungen nicht meßbar ist, aber bei den höheren von 65,20
Ausgangslänge auf bis zu 65,60 mm reicht.
Bei der Reinigung waren nach 45 Schuß praktisch
keine Kupferrückstände zu bemerken. Die Pflaster mit Kupferlöser wurden überhaupt nicht blau. Dies
dürfte - wie Sie für Ihr
reibungsarmes Führbandvollgeschoß vorhersagen - auf geringsten Abrieb
hindeuten.
Umweltparameter: kein Wind
Temperatur ca. 17 Grad Celsius (entspricht der Temperatur der Patronen aus meinem Keller)
Meßgerät: BMC_18 von Mehl, Messabstand ca. 0,5 bis 0,75 m vor der Laufmündung
Hülse: neue Norma (light, 214,7 - 215,9 grain), Erstladung, Volumen 6,0 ccm im Neuzustand,
unter Gebrauchsdruck und nach dem Schuß 6,2 ccm (ausgelitert)
Zündhütchen: CCI 250, LRM
Kugel: 7,62 Möller KSG (Keith), 150 grain, 30 mm Länge
Pulver: Norma N204 und URP
Büchse: Tikka T3, 23,75 Zoll Lauf,
Bremse: Werksbremse von Tikka (Seitenbläser),
Patrone: OAL 84,74 bei N_204, 84,84 mm bei N_URP; Hülsenhalsdurchmesser vor dem Geschoßsetzen
0.333 Zoll, danach 0.337 Zoll (wegen der Bushings zum Halskalibrieren in Zoll)
rotationsloser Geschoßweg: 2,5 mm (N_204) / 2,4 mm (N_URP)
L1 des Lagers ist ca. 0,05 mm (möglicherweise 0,075 mm) länger als das ANSI-Minimum.
Ladevorgang: bei Probe aus dem Magazin, bei der Serie einzeln von Hand übers Magazin.
Sie hatten übrigens recht, man kann sich problemlos darauf
„eintakten“,
jeden Schuß einzeln zu laden. Raten Sie mir mal
KSGe, die
länger sind und die dann ganz nah an die Züge reichen, zu versuchen? Wäre da ein höherer
BC drin und ich auch bei Wind besser dran? Wie schwer würden die dann
werden?
Noch eine Frage:
Im Sommereinsatz werden Patrone und Waffe sicher wärmer als 17 Grad sein.
Ist es richtig, den wärmebedingt heftigerem Abbrand mit etwas
geringerer Ladung zu kompensieren, also am unteren Rand des mutmaßlich süßen
Flecks zu laden, im Winter für draußen am oberen?
Ich höre gerne von Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen,
Tilmann Keith. Donnerstag, 10. Januar 2008 20:01
Tag Herr Keith,
danke für Ihren Bericht mitsamt den Bilder!
Der 3,3% Sprung von 6,0 zu 6,2 ml Pulverraum Ihrer neuen zu Ihren in der Tikka abgeschossen Patronenhülsen, zeigt deutlich, wie wichtig genaue Angaben zu jedem einzelnen Fall sind. Daraus läßt sich trefflich schließen, wie wenig sich Ergebnisse von einer Waffe auf eine andere oder von einer Hülse auf die andere übertragen lassen.
Ich sage nur „Zickige .300 WM“! Von Pulverlebhaftigkeitsschwankungen will ich noch gar nicht sprechen.
Sie haben als Wiederlader, der seine Hülsen liebt, ja inzwischen selbst herausgefunden, Sie können sehr wohl auch beim Reihenfeuer die Hülsen einzeln, damit die nicht in den Dreck fallen, von Hand nehmen und die nächst ebenso zuführen. Sportschützen fahren keine Sturmangriffe.
Sportschützen wollen treffen, möglichst auch dahin, sie zielten!
Ihre Sorge, Sportmunition unbedingt magazinieren zu können, stellen Sie selbst nun als unnötig heraus. Sie merken ja selbst, um hinreichend schnell schießen zu können, müssen Sie nicht aus dem Magazin nachladen. Ich kenne das von der Bisonjagd. Einzellader genügen.
Na gut. Mit dieser Einsicht werden wir voran kommen. Wenn die blöde (blöd = weich, vielleicht kranke Gehirnerweichung?) kurze Gesamtpatronenlänge L6 bei der schrecklich kurzhalsigen .300 WM nicht mehr beachtet werden muß, weil der Schütze hinreichend fingerfertig ist, der Waffe auch als Einzellader hinreichend Feuerkraft einzuhauchen, kann ich das Geschoß strecken, wie es die Luft will, siehe Luftwiderstand.
Mit einem langen, schlanken Geschoß, bieten Sie dem Wind deutlich geringere Angriffsfläche und erfahren weniger Winddrift, als mit so einem „Repetiergewehr-ins-Magazin-paß-Stummelgeschoß“, wie dem Ihrigen. Schon vor Jahre gab es da für Einzellader was Besseres, das 7,62 mm KWJG.
7,62 mm KWJG / 2004
Die 7,62 mm KWJG / 2004 flogen über die südafrikanischen Weiten.
Waidmannsheil, Lutz Möller,