Hallo Herr Möller,
seit mehreren Jahren bin ich eifriger Leser Ihres
Netzplatzes. Er ist tatsächlich der umfassendste und informativste seiner
Art (mit großem Abstand!). Zugegebenermaßen dauert es eine Weile, bis man sich
durch diesen Informationsberg gekämpft hat, schließlich aber ist man um einiges
schlauer und erreicht den Punkt, ab dem man sich entspannt nur noch täglich in "Neuigkeiten"
auf dem aktuellsten Stand halten kann. Vielen Dank hierfür - nicht nur wegen des
Informationsgehalts, sondern auch für die Möglichkeit den Arbeits(all)tag ab und
zu etwas zu erheitern.
Nach einem 2-wöchigen Aufenthalt in Schottland will ich Ihnen meinen
Urlaubsbericht nebst Bildern nicht vorenthalten: Der ist etwas umfangreich
geworden, aber Sie mögen ja ausführliche Geschichten.
Die beste Freundin meiner Frau heiratete vor 3 Jahren einen Schotten. In der
zweiten Juniwoche waren wir also nun als Paten zur Taufe des ersten Sprößlings
eingeladen. Wir nutzen die Gelegenheit und hängten 2 Wochen Urlaub hinten dran.
Vor der Reise malte ich mir diesen Urlaub bereits in allen Farben aus: Bei dem
Gedanken an all diese Freizeitmöglichkeiten (besonders als Jäger und Fischer)
geriet ich ins Schwärmen, hatten wir doch bisher immer den Strandurlaub
bevorzugt...
Um die Anreise so kurz wie möglich zu machen, hatten wir den Direktflug von
München nach Edinburgh gebucht, in Kauf nehmend noch fast 3 Stunden, die sich
wegen Bauarbeiten an einer Brücke in Edinburgh letztendlich als 4,5 Stunden
entpuppten, im Auto verbringen zu müssen. Zur Orientierung: Das Anwesen befindet
sich ~ 15 Meilen nordwestlich von Inverness. Die andere Möglichkeit wäre ein
Flug direkt nach Inverness gewesen, mit Umsteigen in Amsterdam und London - den
nötigen Zwischenaufenthalt will ich nicht erst erwähnen (Gesamt(flug)zeit über 7
Stunden - verrückt!).
Nun ja, in Schottland angekommen war die erste fastinierende Tatsache der lange
Sonnenuntergang - wir fuhren und fuhren und die Dämmerung nahm kein Ende...(Schuß)Licht
bis weit nach 23 Uhr! Wahnsinn!
Das erste gemeinsame Abendessen mit der Taufgesellschaft hatten wir durch den
Stau leider verpaßt, sodaß wir spät abends zur ~ dritten Runde Whisky
eintrafen, der wir uns gleich anschlossen. Vom Anwesen selbst hatten wir leider
nichts mehr sehen können, da uns die Dunkelheit letztendlich doch eingeholt
hatte.
Wir bekamen noch unser Quartier zugewiesen und gingen dann relativ rasch zu
Bett, da das Wochenendprogramm relativ straff organisiert war.
Am nächsten Morgen konnten wir uns erstmal ein Bild dessen machen, was wir nur
aus der Erzählung kannten: Das gesamte Gut ertsreckt sich über 1.400 hA und ist
ein ehemaliges Schlossgut - das dazugehörige Schloss wurde vor mehreren
Jahrzehnten wegen Baufälligkeit abgerissen und dafür die ehemaligen "Stallungen"
zum Haupthaus umfunktioniert und ausgebaut. Sehr ordentlich!
Zufahrt zum Haus
Haus von Norden
Haus von Süden mit meiner Tochter
Blick vom Haus nach Süden
Nach ordentlichem Frühstück, ging es zur
Eingewöhnung erstmal zum Holz hacken (viel schöne offene Kamine im Haus
benötigen viel Holz☺. Da mußten alle Männer mit
anpacken. Am Nachmittag sollte das jährlich obligatorische "Garden Opening", zu
dem die Bevölkerung aus dem Umkreis den prachtvollen Garten begutachten darf,
stattfinden. Zu diesem Zwecke plazierten wir dann noch viele geschmückte Tische
im Garten und bauten Zelte, unter denen die Verkostung der Besucher stattfinden
sollte, auf. Alle Einnahmen wurden für einem guten Zweck gespendet.
In den 2 Stunden, die wir zwischendurch zur Verfügung hatten, kamen wir endlich
zu dem, was mehr Spaß macht: Auf der hauseigenen Tontaubenanlage wurde
ordentlich dem "Fasan" und noch diversem anderen "Federwild" nachgestellt, und
das auf einer Anlage, die komplett in die Natur integriert ist (ähnlich wie in
Hattenhofen bei München, allerdings im Wald). Schön war auch, das sich unser
Gastgeber und seine Söhne persönlich den Gästen annahmen, die noch nie eine
Flinte gesehen, geschweige denn in der Hand hatten. Sogar die Damen hatten
größtenteils Spaß daran! Für sie stand extra eine Damenflinte (Kal. 20) zur
Verfügung.
Die Freundin meiner Frau hatte ihre Schwiegereltern zum Glück schon vorgewarnt,
daß wir nicht nur als Taufgäste den Aufenthalt verbringen wollten, sodaß uns
also am Tag nach der Taufe, die auch noch mit einer abendlichen öffentlichen
Shakespeare-Aufführung (mit 300 Gästen) im Garten des Hauses ausklang, sämtliche
Grundausrüstung für alle Aktivitäten bereitgestellt wurde. Es hieß vorher, wir
müßten nichts mitbringen. Wir bekamen also Tennisschläger (eigener Platz im
Garten, Fliegenruten und Fliegen. Der eigene Teich ist in 5 Minuten zu Fuß zu
erreichen. Damit gab ich mich zunächst zufrieden und dachte, wegen jagdlicher
Anliegen würde ich bis alle Taufgäste das Haus verlassen hätten warten und sich
der Streß etwas gelegt hätte warten.
Also machten wir uns bei nächster Möglichkeit auf zum Teich. Der Weg dorthin für
durch den beeindruckenden alten Schloßpark, hinter dem sich unser schöner
Münchner Botanische Garten (nicht nur teilweise) verstecken kann! Ein Meer von
Rhododendren, größer als ein Fußballfeld, alle in voller Blüte, gepaart mit 150
Jahre alten internationalen Gehölzen, von der Tanne aus dem Himalaya bis zum
kaliforischen Sequoia Giganteum (Mammutbaum). Man passiert ein Rondell (50 m
Durchmesser) aus uralten Buchen, in dem das alte Familiengrab und und der
Hundefriedhof liegt - jeder Hund mit Grabstein, das älteste Grab ist ~ aus der
Mitte des 19. Jahrhundert).
Rhododendron im Garten
Rhododendronmeer
Eingang zum Schoßpark
Am Teich angekommen hat man einen tollen Blick zurück auf das Haus, eingesäumt von alten, knorrigen Eichen, Kastanien, Linden und Buchen. Der Teich selbst ist zur Hälfte mit Schilf eingewachsen und mir Forellen besetzt. Am Rand befinden sich mehrere hölzerne Abschirmungen, die allerdings eher für unsere gefiederten Freunde zur Herbstzeit gedacht sind. Die Landschaft und die Stimmung ließen ahnen, daß das nicht unser letzter Angelausflug zum Teich werden sollte. Erst recht durch die uns auslachenden Forellen bedingt, die in der Mitte des Teichs freudig sprangen und mit der 3 Meter Fliegenrute unter keinen Umständen erreichbar waren. Das war etwas ernüchternd, da man ja immerhin mit zumindest einem kleinen Abendessen rechnet, besonders in Schottland! Trotz allen weiteren Versuchen blieben wir leider erfolglos - das Panorama machte das allerdings hinreichend wieder gut.
Meine Frau beim Fliegenfischen
Haus vom Teich gesehen
Die Festivitäten waren nach 3 Tagen vorüber und ich ersuchte beim Hausherrn um Unterweisung in jagdlichen Angelegenheiten. Der haderte nicht lange und holte seinen alten Repetierer (Hersteller nicht erkennbar) aus dem Waffenschrank um mit mir sogleich ein paar Probeschüsse zu machen. Die betagte 7x57 Mauser war die Waffe, mit der ich ab nun einige der kommenden Abende verbringen sollte. Der Anschießplatz lag mitten im Wald. Wir pinnten also zwei alte Ringscheiben auf das Brett, links ein DIN A4 Blatt mit einer einzelnen großen Scheibe, rechts ein Blatt mit 5 kleinen Scheiben, die eher für KK gedacht sind, so mein Eindruck. Mein Gefühl war ob dieser Waffe nicht besonders gut, da sie wirklich auf etliche Lenze schließen ließ. Besonders das alte Glas, ein S&;B 4 x 36, beunruhigte mich etwas.
Ich füllte also das Magazin mit den althergebrachten 9,7g RWS Teilmantel-halbspitz und richtete mich an dem alten Holztisch ein. Etwas nervös lies ich auf die linke große Scheibe fliegen - links tief, außerhalb der Ringe. Ich sparte mir mein Fluchen, da mein Gastgeber direkt hinter mir saß und mit einem alten Ausziehteleskop aus Messing die Sache verfolgte. Ich repetierte, zielte, bumm! Rechts tief, außerhalb der Ringe. Ich schloß die Augen vor Scham. Da gibt es dieses englische Sprichwort: "You never get a second chance to make a first impression!" - Puh, mein Jagdherr nahm mir etwas erstaunt sein Gewehr aus der Hand und prüfte es. Alles war in Ordnung. Ich schoß nochmal. Zu allem Übel verriß ich den auch noch komplett. Das tat ich aber Kund, sodaß die Peinlichkeit vollends nicht ins Unermeßliche wachse. "Maybe you should try to place a group in one of the right ones?!" Ein Gruppe in eine der kleinen KK-Scheiben!? So, wie die Anschießbilder bei Lutz Möller dachte ich! Leider ist meistens nicht das Gewehr schuld, wenn man so ein Trefferbild wie das soeben erzielte hat. „Konzentrier' dich!“ dachte ich, „Sonst kannst du einpacken und brauchst dich hier mehr sehen zu lassen.“. Das Schwarze der KK-Scheiben hat 5 cm Durchmesser ! Prostmahlzeit! Mir rann der Schweiß (nicht nur) die Stirn runter. Bumm! "Right in the middle!" hörte ich von hinten. Ich konnte es durch die 4-fach Optik nicht erkennen, war aber erleichtert. Dann schoß ich noch 2 relativ schnelle Schüsse ohne abzusetzen. Nachdem ich das Gewehr mit geöffneter Kammer abgelegt hatte, spurtete ich los durch die Büsche. Ich konnte wie gesagt keine Löcher erkennen. Es gab 2 Möglichkeiten: entweder komplett vorbei (schwitz!), oder alle im Schwarzen. Aus 15 Metern konnte ich schon das gute Ergebnis sehen: Alle auf einem Daumennagel, der erste mittig und die anderen beiden knapp daneben und sich überschneidend. Daß ich eigentlich ganz gut schieße war mir bewußt. Über die ersten Ausreißer bin ich mir immer noch nicht klar. Nervosität gepaart mit Versagensangst und noch ein vollkommen unbekanntes Gewehr werden es gewesen sein!
Schluß: Schieße immer an, es geht immerhin
um sauber zu töten! Ich hatte zum Glück durch die zweite Scheibe meinEhre
wiederhergestellt, von meinem Jagdherrn mit den Worten gewürdigt, ich solle doch
mal diese Scheibe ohne Worte dem Jagdaufseher zeigen ;-)). Die erste Scheibe
löste sich ohne weitere Worte in Wohlgefallen auf...
Es konnte also los gehen. Den ersten Termin hatte ich noch am selben Abend
vereinbart. Roe-buck stalking. Zu der Zeit ist eigentlich auch nichts anderes
möglich. Eigentlich! Aber dazu später.
Punkt halb 10 hörte ich das Brummen des Landrovers vor der Tür. Der Jagdaufseher
und sein Sohn (17, befindet sich gerade in Ausbildung zum Berufsjäger) wurden
mir bekannt gemacht und schon ging's los. Pirschfahrt durch das Revier. Stop
alle 50 Meter und zwei Svarowski 10 x 42 und mein Zeiss 10 x 56 glasten die
Feld-Hecken-Auen-Waldlanschaft ab. Hie und da weibliches Rehwild, vertraut äsend
bei bestem Licht. Das ging ja gut los. Immer wieder ertappte ich mich bei dem
Gedanken daran, daß es wohl dann gleich dunkel würde, da das Licht eindeutig
darauf schließen ließ. Weit gefehlt - um halb 11 bleiben zu der Zeit im Jahr
noch weitere 75 Minuten! Echt erstaunlich! Nach einer Stunde Fahrt hielten wir
an einem Waldrand. Dort war wohl zuvor ein sehr guter Bock gesichtet worden. Wir
stiegen aus dem Auto und direkt 10 Meter neben uns, im Schutze einer Hecke,
stand ein Jährling, ein guter Gabler, und äugte uns interessiert an, bevor er
nach kurzer Zeit langsam davon zog. „Dem lassen wir
noch ein paar Jahre!“ sagte der Jagdaufseher
lächelnd.
Er bat mich mein Gewehr fertigzuladen, nachdem
ich es im Auto unterladen zwischen meinen Beinen gehalten hatte, um jeder Zeit
kurzfristig schußbereit zu sein (Dort ist es anscheinend üblich im Notfall aus
dem Auto zu schießen, wenn es schnell gehen muß). Wir pirschten also auf einem
Grünstreifen zwischen einem Fichtenaltholz und einem Rapsfeld am Waldrand
entlang den Hang hoch, zu der Stelle, an der der Bock aus dem Wald wechseln
sollte. Fast dort angekommen pfiff uns der Sohnemann an und deutete an, es würde
sich ein weibliches Stück unmittelbar neben uns im Raps befinden und uns
anäugen. Wir erstarrten zu Salzsäulen. Wenige Sekunden später flüchte das Stück
mit großen Sätzen in Richtung Wald. „Wenigsten
schreckt sie nicht!“ dachte ich, um im selben
Moment das klassische Bellen zu vernehmen. „So ein
Mist!“, dachte ich als ich ein Tippen auf meiner
Schulter spürte. Ich drehte mich um. Der Jagdaufseher deutete in den Bestand.
„The buck!“ flüstert
er. Ich versuchte durch die Büsche am Waldrand etwas im dunklen Wald zu
erkennen. Kuckte etwas hin und her. Plötzlich erschien ein Haupt in meinem Glas,
der Bock war zu nah, als daß ich das ganze Stück sehen konnte. Ich sah einen
kapitalen Sechser. Die Enden so lang wie wenn man sie mit Daumen, Zeige- und
Mittelfinger versucht zu formen. Er zog Richtung Feld. Der Junge klappte lautlos
das lange Zweibein aus. Ich machte mich bereit. Als ich gerade in Anschlag gehen
wollte, drehte der Bock ab und flüchtet ohne Grund und ohne uns bemerkt zu haben
laut schreckend von dannen. Hm! Naja, immerhin der erste Besuch bei dem
Erwählten. Ich beruhigte mich mit dem Gedanken an die Trophäe. Der würde so
Einige in den Schatten stellen! Wir pirschten weiter. Vielleicht ginge weiter
hinten noch was. An einem Schlag mit relativ jungem Bestand gingen wir hinter
einem grasbewachsenem Erdhaufen in Deckung. Nichts. Das einzige, was an diesem
Abend noch geschah, war, daß wir bestimmt einige Mückenfamilien samt Nachwuchs
glücklich gemacht haben.
Da unser Urlaub ein Familien-Sommer-Urlaub war und keine Jagdreise, bemühte ich
mich die Jagden in einem 2-3-Tagesrythmus zu organisieren. Zwischendurch machten
wir sehr schöne Tagesausflüge zu den obligatorischen schottischen Ausflugszielen
wie Loch Ness, Dufftown (Hauptstadt des Whiskys), einige Schlösser (u.a.
Dunrobin Castle mit nur 189 Zimmern), Rundfahrt durch die Highlands und an der
Westküste entlang, etc.
Loch Ness
Highlands
Stechginstermeer aus dem fahrenden Wagen gesehen (engl.Gorse)
Strathpeffer
Unsere Angelversuche blieben und blieben
erfolglos...
Die nächsten Jagden führten uns immer wieder auf den zum Besitz gehörenden
Bergrücken, auf dem sich, von drei Seiten durch Wald eingegrenzt, eine Art
sumpfige Steppe befindet, die mit Hecken, Ginsterbüschen und einzelnen Bäumen
durchwachsen ist - eine Kuhweide, die allerdings brach lag und somit relativ
hohe Gras aufwies. Außer mehrfachem Anblick weiblichen Wilds und eines guten
Bocks auf ~ 150 m, der allerdings nichtmehr zu beschießen war, da es wirklich
schon zu dunkel für die alte 4-fach Optik war, gab es nichts zu holen.
Mit der Zeit wurde ich nervös: 4 Jagdabende: nix, 4 x Fischen: nix! Hallo? Wir
sind doch in Schottland, im Jagd- und Angelparadies? Gibt's das? Ganz gleich!
Das kann anscheinend überall passieren!
Meine letzte Chance war der letzte Abend. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen
- so schön und lang wie die Jagdabende hier waren, so lange läßt man auch seine
Lieben zu Hause warten! Und das am letzten Abend. Meine Frau war wegen des
ausgeblieben Jagderfolgs glücklicherweise nachsichtig. Meine Tochter kann sich
mit ihren 2 Jahren dazu noch nicht wirklich äußern.
Wie schon immer davor rollte pünktlich um 21:30 Uhr der Rangerover an. Diesmal
mit einem Unterschied: Es stürmte und regnete in Strömen. Niemand würde so blöd
sein und bei so einem Wetter auf die Jagd gehen, insbesondere ohne Kanzel oder
überdachtem Hochsitz! Aber ich wollte bzw. mußte! Das konnte nicht sein - 2
Wochen Schottland ohne was zu erzählen. Das wäre echt der Hammer.
Ich bestieg das Auto. Die beiden Herren Vater und Sohn beäugten mich kritisch.
Sie wußten aber, es stünde noch was aus - Sie sparten sich also jeglichen
Bemerkung☻. Wir fuhren ein Stück ohne wirklich was
aus dem Auto erkennen zu können. Die Scheiben waren naß und beschlagen. Die
Scheibenwischer taten ihr Möglichstes. Nach einer viertel Stunde sagte ich, wenn
sich nichts ändere, würden wir es halt sein lassen, sei's drum. Dann hat es eben
nicht sollen sein. Beide zogen nur die Stirn in Runzeln. Wir fuhren zum Fluß
ruter. In einem Altarm entdeckten wir, sich etwas im Wasser bewegen. Ein Biber?
Nein, die gibt's hier auch seit längerem nicht mehr! "An Otter! You don't see
them very often!" bekam ich zu hören. Sehr schön! Wenn es schon regnet und
nichts geht, dann habe ich wenigsten meinen ersten Otter in freier Natur
gesehen! Wir beobachteten den Otter mindestens 10 bis 15 Minuten. Während wir
durch unsere Gläser glotzten fiel uns gar nicht auf, wie der Schauer zu Ende
ging. "The rain has stopped!" sagte ich und grinste erwartungsvoll. "Well,
you'rewright. Let's see what we can do!"
Brrrruuuumm - der Motor lief wieder. Zielstrebig fuhren wir in Richtung der Stelle, an der der kapitale Sechser vom ersten Abend gestanden hatte Ich hatte mich schon gewundert, daß diesem Burschen gar keine Aufmerksamkeit mehr zu Teil geworden war. Wir fuhren also die schmale Teerstraße durch den Wald. Sie mündet genau im Lot aus dem Wald kommend in die offenen Felder. Dort, an diesem Übergang, hatten wir wieder vor zu parken. Um nicht zu viel Lärm zu machen minderten wir schon früh die Geschwindigkeit. Beim ersten Blick auf's Feld sahen wir rechter Hand den Gabler-Jährling stehen, der uns schon damals begrüßt hatte. „Vielleicht sollten wir den nehmen!“ dachte ich so bei mir - bevor man als Schneider heim führe.
Der Wagen befand sich noch 50 Meter im Wald, rollte auf den Übergang zu den Feldern zu. Unsere Blicke schweiften von dem Gabler nach links auf die Stelle an der wir das Auto abstellen wollten. "Red deer!" schallte es neben mir! Ehe ich mich versah, befanden wir uns wieder im Rückwärtsgang und fuhren 100 m zurück in den Wald. Leise stiegen wir aus. Ich bekam wieder die Andeutung fertig zu laden. "If there's a stag with them you'll shoot that!" Oh Mann, ein Stück Rotwild, das wäre mein erstes! Meinen Puls spürte ich in meinem Hals pochen. Wir pirschten die Straße runter. Der Junge entfaltete wieder das Zweibein. Durch die Büsche und Bäume konnten wir die vier Stück bestätigen, die wir vorher in diesem kurzen Moment schon gesehen hatten. "One male!" Es wurde aufregend! Alle Stücke standen mit dem Haupt in Richtung Straße, Schritt für Schritt ganz gemächlich ziehend. Wir waren uns einig - die kommen über die Straße! Bestens! Ich machte mich im Straßengraben bereit, währen die anderen beiden sie beobachteten. "Which one is it?" fragte ich, da ich aus meiner Lage nicht mehr durch die Büsche sehen konnte. "The last one!" Ich entsicherte - es konnte sich nur noch um Sekunden handeln. Da hörte ich ein leises "Psst!" Ich sicherte und schaute, was die beiden wollten. Zwei der Stücke hatten sich gedreht, unter anderem der Schmalspießer. Sie deuteten mir an, ich solle mit dem Zweibein den kleinen Wall neben dem Graben hochkommen, auf dem die beiden standen. Oben angekommen zeigte der Jagdaufseher auf ein Stück, das deutlich durch eine Buschlücke zu erkennen war. "Shoot it!" kam der Befehl - "That one?" antwortete ich, um mich noch mal zu versichern. "The one that you see!!" Gesagt, getan! Nach wenigen Sekunden schickte ich die 9,7 Gramm Blei auf die kurze Reise! Aus 25 Metern keine Kunst!
Das Stück schleppte sich tödlich getroffen mit gesenktem Haupt und einen Vorderlauf schonend über die Straße und fiel in den gegenüberliegenden Straßengraben. Ich lud durch und ging wieder in Anschlag falls es noch mal hoch würde. Dem war nicht so! Nach kurzem Warten traten wir langsam heran. Der Jagdaufseher prüfte zur Sicherheit die Lichter. "He's gone! Congratulations!" Ich konnte es nicht fassen. Eine viertel Stunde vorher hätte ich viel darauf gewettet mit leeren Händen nach hause zu fahren! Und jetzt lag mein erstes Stück Rotwild vor mir. Prüfend warf ich einen Blick auf den Einschuß - sauber abgekommen: mittig, direkt hinterm Blatt auf die Kammer. Ich gab dem Stück seinen letzten Bissen und sogleich machte sich der Junge ans Aufbrechen. Bevor wir den Hirsch ins Auto luden drehte ich ihn auf die andere Seite um den Ausschuß zu prüfen.
Was mußte ich feststellen: KEIN AUSSCHUSS! Aus 25 Metern! Ich tastete die Schulterknochen ab und stellte fest, daß das Gelenk zerstört war. Das RWS TMS Geschoß war bestimmt von innen daran zerschellt. Darum auch das schonte das Stück den Vorderlauf. Leider konnte ich nichts nachprüfen, da der Brustkorb beim Aufbrechen verschlossen blieb und der Hirsch gleich in die Kühlkammer kam.
Da es wie gesagt mein erstes Stück Rotwild war, machte ich gleich noch Bekanntschaft mit den einheimischen Traditionen: Mit den Fingern voller frischem Schweiß aus der Kammer bekam ich eine „Kriegsbemalung“ auf die Stirn. Das geschieht wohl bei jedem ersten Stück seiner Art, das man dort erlegt. Mir wurde befohlen es 24 Stunden nicht abzuwaschen! Es ist gar nicht einfach mit getrocknetem Schweiß auf der Stirn zu duschen, ohne daß selbiger ab geht ☺
Deutscher Jäger mit schottischem Brauchtum auf der Stirn und Schmalspießer
Zu meiner großen Freude bekam ich vor unserer
Abfahrt noch das gesäuberte Haupt, das zwar keine Trophäe im wahren Sinne ist,
da der Spießer ja noch im Bast war und kaum was auf hatte. Nichtsdestotrotz habe
ich beschlossen ihn wie einen echten Geweihten mit gehöriger Achtung zu
behandeln, da es nicht nur mein Erster war, sondern auch noch das erste Stück
Rotwild seit 4 Jahren in diesem Revier, das zur Strecke kam. Somit hatte ich
auch für einen ordentliche Gegenleistung gesorgt, was meine Einladung zu den
ganzen jagdlichen Unternehmungen betraf. Mir wurde nämlich versichert, der
Hirsch würde keinen weiten Weg (zum Wildhändler) machen, sondern direkt in die
heimische Kühltruhe wandern. "The next one will have 12 points" wurde mir
lächelnd zum Abschied versichert, mit der Aufforderung doch im September nochmal
zur richtigen Saison zu kommen. Bei dieser Einladung zu einem 12-Ender, dann in
einem der echten höher gelegenen Rotwild-Reviere in den Highlands werde ich mir
das tatsächlich überlegen!
Mit Wehmut nahmen wir Abschied. Dort ticken irgendwie nicht nur die Uhren
anders, sondern auch die Menschen. Alles in allem ein wunderschöner Urlaub in
einer wunderschönen Landschaft mit sehr, sehr netten und herzlichen Menschen.
Wir wissen auf auf jeden Fall eins: Das war mit Sicherheit nicht unser letzter
Aufenthalt dort!
Viele Grüße aus München, TvS
P.S. hier noch der Blick aus unserer dortigen Küche vom Frühstückstisch - sehr
entspannend! Ein wenig wie bei uns in Oberbayern...
Waidmannsheil Herr TvS,
wir schön, daß es dich noch geklappt hat. Danke für die Geschichte, insbesondere die freimütige Art das Anschießen zu schildern. Wir reisen der Erlebnisses wegen, sofern keine geschäftlichen Gründe uns treiben. Da liegt ein gewissen Fieber schon nahe, wenn es sich erstmals zu zeigen gilt. Ihre Gastgeber waren offensichtlich kluge Leute, die die Aufregung ins Papier abzuleiten wußten, statt sie dem Wild zuzumuten. So muß da sein!
Das erste Tier einer Art zu erlegen ist immer ein besonderes Erlebnis. Die Geschichte aufzuschreiben ist eine gute Art, sich einerseits noch mal daran zu freuen und zweitens die Erinnerung daran für später zu festigen. Eine alte Mauser 7x57 in Schotland zeigt Stil. Das gefällt mir gut. Aber schenken Sie dem Jagdherren doch mal eine Schachtel Kupferjagdmunition, damit der Ruf unserer alten deutschen Patrone eine zweiten Frühling bekommt, statt mit Blei am Knochen zu versagen.
Lutz Möller
Hi Lutz
Looks like you had a great time in
Schweden 2009. Autumn arrives quickly here in Scottland and the doe season
starts soon.
James am Feuer mit der Wurst
Spinnweben
Mark, Sonntag, 18. Oktober 2009 09:44
6,5 mm KJG over the Years
I shot Red Stag with 6.5 x 55 uphill at 40 degrees incline 336 yards shot. I was uses your KJG copper bullets and held over 24 inches!
LM: Sighted in on which Distance?
Benjamin, Montag, 19. Oktober 2009 18:25
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