Über die Wirkung von Militärgewehrenauf lebende Ziele
nach Dieter Storz
Für den Zugführer des 6. Württembergischen Infanterie-Regimentes 124, Leutnant Erwin Rommel, begann mit dem Ersten Weltkrieg ein mit dramatischen Ereignissen angefüllter Lebensabschnitt:
„Leise entsichern wir die Gewehre. Dann springen wir um die Ecke, schießen stehend auf den nahen Feind. Ein Teil der Gegner bleibt tot oder verwundet auf dem Platz, der größere Teil strebt auseinander, erreicht naheliegende Deckungen hinter Häusertreppen, Gartenmauern, Holzstößen und erwidert das Feuer. [ ] Ich stehe an einem Holzstoß im Anschlag. Mein Gegner liegt 20 in vor mir gut gedeckt auf einer Haustreppe. Nur ein Teil des Kopfes ist zu sehen. - Wir zielen, ziehen beide nahezu gleichzeitig ab und zielen beide. Haarscharf pfeift mir des Gegners Kugel am Ohr vorbei. Nun heißt es rasch zu laden, ruhig und schnell zu zielen und richtig zu halten. Auf 20 m ist das mit dem 400 m-Visier keineswegs leicht, denn es wurde im Frieden nie geübt. - Mein Schuß kracht. Schwer schlägt des Gegners Haupt vornüber auf die Treppe.“1
Gefährlich lebte auch Eric Blair, alias George Orwell, der am Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republik teilnahm. Dort versuchte er erfolglos („ich bin ein sehr schlechter Gewehrschütze“) mit seinem Gewehr einen "Faschisten" niederzustrecken, "Ein faschistischer Scharfschütze erwischte statt dessen mich. [ ] Das ganze Erlebnis, von einer Kugel getroffen zu werden, ist sehr interessant, und ich glaube, (daß sich lohnt, die näheren Einzelheiten zu beschreiben. [ ] Grob gesprochen hatte ich das Gefühl, mich im Zentrum einer Explosion zu befinden. Es war wie ein lauter Knall und ein blendender nicht ganz umschließender Lichtblitz, zugleich fühlte ich einen gewaltigen Stoß - keinen Schmerz, nur einen heftigen Schock, wie man ihn bei einem elektrischen Schlag bekommt. Dabei hatte ich ein Gefühl äußerster Schwäche, als ob ich zerschlagen werde und zu einem Nichts einschrumpfte."2 Das Geschoß war Orwell durch den Hals gedrungen. Trotz dieser schweren Verwundung genas der Verletzte. Zu diesem Zeitpunkt verfügten schon Millionen Männer über entsprechende Erfahrungen.
11 mm Patrone 1871 (Quelle: Visier, Ordonnanzgewehre) |
Zweifel an der seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts eingeführten,
damals ,,kleinkalibrig" genannten Gewehre Fähigkeit den Gegner
,,sozusagen tot genug zu schießen"3, gab es an der Schwelle zum Zweiten
Weltkrieg keine mehr. Das war zunächst nicht so gewesen. Die neuen Geschosse
hatten weit geringere Masse als die 11-mm-Vollbleigeschoße (siehe links), an
deren Stelle sie traten. Deshalb wären die Kugeln instabil geflogen, also nicht mit der Spitze voran. Waffentechnische Entwicklungen folgten fast durchweg ballistischen und taktischen Forderungen. Folgen für die Zielwirkung ergaben sich, von Ausnahmen abgesehen, eher beiläufig oder zufällig. Die verhältnismäßige Kleinheit der neuen Geschosse, sowie der größere Widerstand, den sie aufgrund ihres Stahlmantels Verformung und Zerreißen entgegenstellten, stufte ihre Wirkung zunächst milder ein, bezeichnete sie als "human": |
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"Das moderne 8-mm-Gewehr mit Vollmantelgeschoß bewirkt im allgemeinen viel gutartigere Verletzungen, als das frühere, es ist humaner; ja es steht hart an er Grenze, von welcher ab das Gewehr seinen Zweck, den Gegner durch einen einzigen Schuß kampfunfähig zu machen, nicht mehr in ausreichender Weise erfüllt.4 Berichte aus Kolonialscharmützeln veranlaßten dieses milde Urteil. Aus Chitral, einer Landschaft im äußersten Nordwesten des heutigen Pakistan, dort die Engländer 1895 Krieg führten, wurde die Geschichte eines Eingeborenen berichtet, der sechs Schüsse erhalten hatte, danach noch zu Fuß ins Lazarett ging, das er geheilt verließ. Die Chitralesen sollten dem englischen Infanteriegewehr den Spitznamen "Kindergewehr" gegeben haben. Es leuchtet ein, daß solche Gerüchte auf europäische Militärs, die ihre Soldaten gerade erst mit solchen Gewehren ausgerüstet hatten, alarmierend wirken mußten. Versuche, diese Vorkommnisse damit zu erklären, "daß die Mohammedaner widerstandsfähiger seien", vermochten einen wissenschaftlich gebildeten Mann wie Rudolph KöhIer, ordentlicher Professor für Kriegsheilkunde an der Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen in Berlin, nicht zu beruhigen, könne dies "doch auf die rein physikalische Wirkung der Geschosse keinen Einfluß ausüben."5 Die Fachliteratur berichtete von einem Mann, der mit einem Armschuß den Arzt aufsuchte, welcher dann "nebenbei einen penetrierenden Bauchschuß entdeckte, von dem der Getroffene nichts wußte."6 |
Ein kritischer Beobachter merkte einige Jahre später sarkastisch an, daß es
für einige Zeit fast habe scheinen können, "als ob es (als reinste Vergnügen
sein müßte, sich ein Kleinkaliber durch den Körper jagen zu lassen."7
Die englischen Soldaten behalfen sich, indem sie die Geschoßspitzen abfeilten.
Dadurch wurde deren Bleikern freigelegt. Das führte zu Jagdgeschoßen, die
sofort nach dem Auftreffen platzten und schwerste Wunden erzeugten. Dieses
"praktische und ingenuöse Verfahren"8 gefiel der indischen
Armeemilitärführung. Sie ließ in nah Kalkutta Munition mit freiliegender
Bleispitze fabrikmäßig herstellen. Ihre offizielle Bezeichnung lautete
"Cartridge SA Ball .303 inch Cordite Mark 11, Special"9. Nach dem Ort
dieses Werkes nennt man Projektile, deren Mantel die Wirkung zu steigern
geöffnet wurde, noch bis heute "Dum-Dum-Geschosse". Solch Munition erwies sich
zwar als "effective man-stopper"10, besaß aber auch gewisse
Nachteile, z. B. geringere Präzision und nachlassende Wirkung auf größere
Entfernungen. Abhilfe schuf das Hohlspitzgeschoß, bei dem in die Spitze ein
Kanal von 2 Millimetern Weite und 9 Millimetern Tiefe gestanzt war, "die
eigentliche Mördergrube"11. Ein gutes Jagdgeschoß für kleine
Weichziele.
Hohlspitzvorteil Geschosse im Aufprall. Im Ziel greift, gleich ob mit oder ohne Mantel, der Staudruck vorn an (links rot der Staudruck). Das Gewebe löst sich seitlich ab. Seitlich bildet sich ein drucklose Höhle. Vollmantelgeschoße können dem Druck bis etwa 800 m/s standhalten. Teilmantelgeschoße platten ab. Bei Hohlspitzgeschoßen drückt der vordere Staudruck, von Scherkräften ungemindert durch den hohlen Tunnel in die Geschoßtiefe, drückt also von innen, sprengt das Geschoß, bildet Splitter |
Diese Munition ("Cartridge SA Ball.303 inch Cordite' Mark III) erregte ebenso
wie ihr Vorgängerin nationalen Anstoß. Rußland beantragte 1899 auf der Haager
Friedenskonferenz derer beider Verbot. Der englische Delegiert verteidigte
seines Landes Schießmaterial mit der, bei sogenannten Kulturvölkern damals
durchaus geläufigen, Begründung, man bedürfe zum Kampf gegen fanatische Wilde
eben seiner. Der russische Vertreter sprach mit dem noch recht anachronistischen
Argument, man dürfe nicht zwischen "gesitteten und wilden Gegnern unterscheiden.
"Beide seien Menschen, solche gleiche Behandlung verdienten."12 Der
rußische Antrag, Geschosse, "die sich leicht im menschlichen Körper ausdehnen
oder plattdrücken zu verbieten, wurde schließlich gegen Englands und der USA
Stimmen angenommen.
Ein wohl nur 300 m/s schnelles
9 mm Pistolengeschoß (Mitte) |
Mit wachsender Erfahrung im Umgang mit Schußwunden, wie sie die neue Munition erursachte, wuchs auch die Achtung derer schädigenden Wirkung. Hildebrandt, Assistenzarzt an der Berliner Charité, der am Burenkriege (1899-1902) teilgenommen hatte, vertrat die Ansicht, der Anteil der komplizierten Verwundungen habe durch die Kaliberverkleinerung zugenommen. Das sei schon bei früheren 11-mm-Geschossen gegenüber älteren, noch größeren Projektilen der Fall gewesen.14 Auch die Erwartung, durch die neuen Geschosse würde der Anteil leichter Verwundungen zunehmen, konnte er nicht bestätigen, "eher sei das Umgekehrte" der Fall: "Die alten Bleigeschoße mit ihrer geringen Durchschlagskraft blieben häufig dicht unter der Haut stecken, vermochten nicht mehr in Körperhöhlen einzudringen. Während jetzt perforierende Verletzungen die Regel bildeten."15 Solch Stimmen mehrten sich. Des preußischen Kriegsministeriums Medizinalabteilung, die das Sanitätswesen gestaltete, denen damit Verwundeten zu betreuen oblag, hatte um offene Fragen zu klären in den 1890er Jahren mit akribischer Genauigkeit systematisch versuchsweise Leichen und Leichenteilen beschossen. Dabei kam man zu dem Ergebnis, die früher verbreitete Ansicht des humanen neuen Geschosses unwiederbringlich verloren sein müsse "16. |
Mit der Theorie des „hydrodynamischen Druckes“ lieferte die deutsche Sanitätsbehörde erstmals eine befriedigende Erklärung für schon zuvor beobachtete „eigenartige und befremdende explosionsartige „Wirkungen kleiner Projektile“17, die sie allem bei kurzen Schußentfernungen und bei Treffern auf den harten Mittelteil großer Röhrenknochen entfalteten. Danach teilte das Geschoß beim Gewebedurchgang seine Geschwindigkeit den beweglichen Flüssigkeitsteilchen mit, die sie, da Flüssigkeiten nicht zusammenpreßbar seien, an ihre Umgebung weiterergaben. So kam es zu einem seitwärts gerichteten Stoß bewegter Massen, der erhebliche Gewebeerstörungen anrichtete“18.
Kopfschuß: rechts rein - links raus. Der Schuß ging teils durch den luftgefüllte
Rachen.
Unterschiedlich großer Ein- und wesentlich größerer Ausschuß lassen
erkennen,
wie das auftreffende Geschoß Gewebemasse rundum verspritzte, so in die
Breit wirkte. L. M.
.243" = 6,17 mm 4,86 g Hornady V-Max Hohlspitz Plastik Teilmantel Torpedo, Vo = 979 m/s, tötet Kitz auf 80 m bei Lebertreffer sofort, gibt auf den Rippen starke Blutergüsse mit großen Zerstörungen. Am Rückrat brachen durch die Druckwelle je fünf Rippen ab. Das Geschoß explodierte gewissermaßen. L. M. |
Als erster Mediziner, der erkannte, daß es dabei zur kurzfristigen Bildung eines regelrechten Hohlraums kam, gilt der amerikanische Militärarzt Woodruf, der 1898 darüber berichtete. Diese kurzweilige Höhle ist Folge sogenannter "Kavitation", die immer dann auftritt, wenn sich ein Körper in einer Flüssigkeit bzw. in einem stark flüssigkeitshaltigen Medium so schnell bewegt, daß diese sich von der Oberfläche es Körpers ablöst"19. "Der hintere Geschoßmantels berührt das Gewebe gar nicht mehr, weil das Gewebe bereits von der Geschoßspitze zur Seite geschleudert worden ist, sich eine überkalibergroße Öffnung gebildet hat"20. Ihre größte Ausdehnung erreicht die kurzweilige Höhle erst hinter dem Geschoß, das seiner größten Wirkung sozusagen vorauseilt. "Diese Höhle verebbt in einer Anzahl rhythmischer Pulsationen, fällt schließlich auf das Ausmaß des dauerhaften Wundkanales zusammen."21
Dieser Vorgang ist einer herkömmlichen Explosion durchaus vergleichbar.
Während bei dieser Verschiebung des betroffenen Körpers bzw. seiner Teile durch
den Anprall rasanter Gase erfolgt, geschieht es beim Geschoß durch den eines
festen Körpers22. Um die bleibende Wundhöhle legt sich eine
Blutaustrittszone, die kleine Blutungen, deren Stärke von innen nach außen
abnimmt, kennzeichnen 23. Der Zusammenhang dieser durch Bildung der
kurzweiligen Höhle geschädigten Gewebe muß nicht dem Auge erkennbar aufgehoben
sein. Die Höhlenwirkung ist Schußwunden eigen, kommt bei anderen Verletzungen
nicht vor24. Durchfliegenden Geschossen zerstören wesentlich durch
Bilden und Pulsieren der kurzweiligen Höhle"25.
Diese Bewegung ist so gewaltig, daß die Diaphysen der großen Röhrenknochen, also ihr harter Mittelteil, ohne vom Geschoß selbst berührt worden zu sein, brechen können. Wenn diese mit Mark, also einer Flüssigkeit, gefüllten Knochen, getroffen werden, kommt es, da der Knochen zersplittert, zu äußerst schweren Verletzungen. Knochensplitter fliegen als Sekundärgeschoße weiter, vergrößern die anfängliche Zerstörung weiter. Die Zertrümmerungszone kann mehr als zehn Zentimeter messen"27. Solche Verwundungen waren in den Weltkriegen nicht eben selten. 85
Prozent der deutschen Schwerverwundeten des Zweiten Weltkrieges sollen
Knochen- und Gelenkschüsse aufgewiesen haben28. |
Physikalisch betrachtet schädigt das Geschoß den Organismus indem es Energie an das Gewebe, die dort ihre zerstörende Arbeit verrichtet, abgibt. Nur ein kleiner Teil dieser Energie trennt unmittelbar im Schußkanal Gefüge. Der größere Energieteil bildet die kurzweilige Höhle"29. Der Umfang dieser kurzweiligen Höhle bemißt neueren Forschungen zufolge deren biologische Wirksamkeit eines Geschosses.30
Zu wissen , "die Schwere einer Schußverletzung sein von der Zunahme der Anfangsgeschwindigkeit bzw. der Geschoßauftreffgeschwindigkeit abhängig"31, war schon vor der Jahrhundertwende der einschlägigen Literatur vertraut.
Nachdem Luftwiderstand das Geschoß bremst, bedeutete diese Bremsung, Schußwunden mußten um so ernster, je geringer die Schußentfernung war, ausfallen. Kellner, wie Hildebrandt an der Charité in Berlin tätig, faßte seine Erfahrungen aus dem Russisch-Japanischen Krieg (1904-1905), an dem er teilgenommen hatte, so zusammen: Zu einer ausgesprochenen Sprengwirkung komme es bei Nahschüssen. Bei Schußentfernungen über 200 Meter nimmt die Sprengwirkung ab. Bei über 400 Meter treten zunehmend nur noch einfache Durchschüsse auf32. Ein Schweizer Chirurg, der in Afrika praktische Erfahrung Schußwunde zu versorgen sammelte, meinte, bei unter 300 Metern pro Sekunde (m/s) Auftreffgeschwindigkeiten seien keine wesentlich über das Geschoßkaliber hinausreiche Gewebezerstörung zu erwarten, während bei über 600 m/s Geschwindigkeiten mit explosionsähnlichen Wirkungen zu rechnen sei33.
Solch Abstufungen sind umstritten: "Es scheint nicht angängig, [...] streng abgegrenzte Zonen nach der Entfernung, eine Zone der Explosivwirkung, der lebendig wirkenden, der abnehmenden Kraft des Geschosses zu unterscheiden. Denn es bestehen keine Sprünge in der Geschoßkraft; seine Wirkung ist eine mit der Entfernung ganz gleichmäßig, stetig, aber ganz allmählich sich verringernde."34 Im praktischen Gefecht herrschten allerdings kurzen Entfernungen vor. Nach einer umfangreichen amerikanischen Untersuchung, die Weltkriegs- und Koreakriegsgefechte auswertete, wurden Handfeuerwaffen nur selten auf mehr als 300 Metern Entfernung erfolgreich eingesetzt; die meisten Treffer bei weniger als 100 Metern Schußentfernungen erzielt35, also innerhalb der Zone, in der die Waffen ihr Zerstörungspotential noch nahezu ungeschwächt entfalten können.
Alle aus Nitropulvergewehren verfeuert Geschossen bilden die oben beschriebene Wundhöhlen. Es gibt keine einem deutschen Gewehr-98 oder englischem SMLE - Gewehr eigene Wirkung. Natürlich spielt auch keine Rolle, ob ein Repetiergewehr, ein halb- oder vollautomatisches bzw. ein Maschinengewehr schießt. Letzteres weist insofern eine Besonderheit auf, als es aufgrund seiner hohen Feuergeschwindigkeit Mehrfachtreffer setzen kann. Dadurch tötet die Waffe besonders gut36.
Aus Pistolen oder Revolvern abgefeuerte, sog. "Kurzwaffengeschoße",
erreichen nur mindere Geschwindigkeiten, erzeugen allgemein nur einen kaum über
die geometrische Bahn des Geschosses hinausgehenden Schußkanal, "dem Loch eines
Stockes im Schnee" vergleichbar 37. Die hydrodynamische Wirkung der
verheerende Hochgeschwindigkeitsgeschoße, bleibt bei Kurzwaffenmunition
"unterhalb der Manifestationsschwelle 38". Deshalb ist das
Wundvermögen eines Gewehrprojektils von 7 Millimetern Durchmesser wesentlich
größer als das einer 10 Millimeter messenden Pistolenkugel.
7,65 mm Browning. Die VMR-Kugeln bleiben unbeschädigt | 9 mm Luger: Die VMR-Kugeln bleiben unbeschädigt |
.357 Magnum TMF plattet leicht auf etwas über Kalibergröße auf | .357 Magnum HSP-Geschoß vergrößert sich auf doppeltes Kaliber |
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.44 Magnum HSP vergrößert Kaliber erheblich | Hornady XTP HSP Kurzwaffengeschoß |
Den Zusammenhang zwischen kurzweiliger Wundhöhlengröße und Geschoßgeschwindigkeit kennt man heute genauer. Ihr Rauminhalt steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit 39. Das bedeutet um 20 Prozent erhöhte Geschoßgeschwindigkeit steigert dessen biologische Geschoßwirksamkeit um fast die Hälfte. Solche Geschwindigkeitsvermehrung fand in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg bei allen Großmächten mit Ausnahme Österreichs statt, und zwar durch den Übergang von den alten Rundkopfgeschoßen zu schlankerspitzigen Geschossen, sogenannten "Spitzgeschoßen" hin. Dabei sank im deutschen Fall das Geschoßgewicht von 14,7 auf 9,8 Gramm: Die Mündungsgeschwindigkeit stieg ddurch von 640 auf 875 m/s.
Nicht der Wille nach einer stärkeren Zielwirkung, sondern nach besseren Treffähigkeit, war für diesen Wandel ausschlaggebend. Die Flugbahn des neuen Geschosses war flacher als die des alten. So betrug bei 400 Metern Schußentfernung die Flugbahnschheitelhöhe nicht mehr 0,82, sondern bloß noch 0,39 Meter. Weil die Zielentfernung zu schätzen nun keine so wichtige Rolle mehr spielte, sollte auf das entfernte Ziel zu richten nun einfacher werden.
Mit dem Spitzgeschoß mindert sich außerdem das Patronengewicht, so sank der Soldaten Gepäckbelastung. Man erkannte zwar, die Wirkung im Ziel steigerte sich. Angesichts der anhaltenden, wissenschaftlich zwar unbegründeten, schon damals längst widerlegten Kritik an der angeblich unzureichenden Wirkung der modernen Stahlmantelgeschoße wird man darin nicht gerade unglücklich gewesen sein. Doch waren von der wirkung nicht die wesentlichen Impulse zur Einführung der neuen Munition ausgegangen.
Mit der Geschwindigkeit wuchs bei den Spitzgeschoßen zugleich deren Neigung, sich im Ziel querzustellen, somit ihren wirksamen Querschnitt zu vergrößern. Auch zu diesem ist der kurzweiligen Wundhöhle Rauminhalt proportional 41, so daß die Höhle mit beginnender Querstellung rapide anwächst 42. Dieses instabile Zielverhalten nahm schon bei den Stahlmantelrundkopfgeschoßen gegenüber den vorhergehenden Bleigeschoßen zu. Des preußischen Generalstabes Medizinalabteilung stellte die Spitzgeschoßquerstelleigenart bei ihren Versuchen fest. Hildebrandt behandelte in Südafrika einen Engländer, dem eine Mauserkugel, nachdem sie zuvor einen Kameraden durchschlagen hatte, in den Thorax gedrungen war: "Der Abdruck ihres Längsschnittes war späterhin deutlich auf der Brust des Verwundeten sichtbar. 44 Ursache dieser kippenden Instabilität ist die sogenannte Geschoßpräzessionsbewegung. 45 Damit das Geschoß mit der Spitze voran fliegt, drehen die schraubenartig gewundenen Laufzüge das Geschoß über 3.000 Umdrehungen in der Sekunde. 46 Dabei gelingt es aufgrund des Luftwiderstandes nicht, die Geschoßfigurenachse völlig parallel zur Flugbahntangente auszurichten. Zwischen beiden besteht ein kleiner Winkel von knapp einem Grad 47. Die Geschoßspitze selbst umschreibt die Flugbahn in einer Schraubenartigen Bewegung. Der Präzessionsbewegungsinkel hängt von der Dichte des vom Geschoß durcheilten Mediums ab. Er vergrößert sich daher im getroffenen Gewebe. Dabei kann sich das Geschoß nicht nur querstellten, sondern auch überschlagen und Heck voran wieder ins Freie treten: "Die kalibergroßen Ein- und Ausschußwunden werden in diesem Falle nichts von der gewaltigen Zerstörung, welche das Projektil unter der wenig versehrten Haut hinterläßt, vermuten lassen.48
Der amerikanische Delegierte der Haager Friedenskonferenz begründete eine Weigerung, dem Verbot der Dumdum-Geschosse zuzustimmen, mit dem Argument, damit werde nur eine bestimmte Technik zum Erreichen einer extremen Geschoßwirkung verboten, nicht aber dieses Ziel. Er wies dabei ausdrücklich auf ein Geschoß, "dessen Spitze sich beim Eintritt in den menschlichen Körper leicht so, daß eine höchst kurze Rotationsbewegung um die Geschoßachse hervorgerufen wird, dreht."49 hin.
Die geschichtliche Ironie will, ausgerechnet die USA führten in den 1960er Jahren ein Gewehr nebst Munition, das diesen Effekt auf die Spitze trieb, ein. Diese Waffe (Gewehr AR 15 bzw. M 16) verringerte erstmals seit der Jahrhundertwende abermals das Kaliber, und zwar auf 5,56 Millimeter. Dessen Geschoß wiegt nur noch 3,6 Gramm, erreicht dafür erstaunliche 1.000 m/s Mündungsgeschwindigkeit. Damit besitzt das kleinkalibrige 5,56 mm Geschoß zwar nur etwa halbe Energie früherer Munition, gibt aber im Ziel mehr Energie als jene ab 50. 12 Zentimeter nach seinem Gewebeeintritt beginnt sich das Geschoß zu drehen, vermag, quergestellt, den starken Kräften, denen es bei seiner Abbremsung ausgesetzt ist, nicht zu widerstehen und zerbricht, jedenfalls bei Schußentfernungen von weniger als 200 Metern 51, also innerhalb gewöhnlicher Infanteriegefechtsentfernung. Diese Waffe fand nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Anti-Vietnam-Bewegung vielfältige Kritik 52. Doch auch bei dieser Gewehrentwicklung dürfte nicht der Wunsch nach besonders starker Wirkung gegen lebende Ziele im Vordergrund gestanden haben, sondern der nach einer leichten Waffe mit leichter Munition und entsprechend geringen Rückstoß 53. Das fertige Erzeugnis nannte ein amerikanischer Fachautor "an attractive, lethal package that weighed only 3 kg" 54
Geschoßaufbau läßt sich, wie der amerikanische Delegierte voraussah, innerhalb der von der Haager Friedenskonferenz gezogenen Grenzen, so ändern, daß der dessen Wundfähigkeit erheblich beeinflußt. So beginnt amerikanischen Versuchen zufolge das sowjetische Geschoß zum Sturmgewehr AK 47 (Stahlkern mit einem Bleihemd, darüber der Stahlmantel, 26 Zentimeter nach seinem Eintritt ins Gewebe bzw. in ein geeignetes Ersatzmedium zu kippen. Das jugoslawische Geschoß für diesen Gewehrtyp, in konventionelles Stahlmantelgeschoß mit Bleikern, beginnt dagegen schon nach 9 Zentimetern sich querzustellen, und dies auch dann, wenn es aus demselben Gewehr wie die sowjetische Munition verschossen wird.55
Dieser Zerstörungsvorsprung muß vom Konstrukteur nicht bewußt angestrebt
worden sein. Doch auch dafür gibt es Beispiele. So reicht des englischen Mark
VII-Geschosses ("Cartridge SA Ball.303 inch Mark VlI") für das SMLE-Gewehr,
Standardpatrone der englischen Armee in beiden Weltkriegen, Bleikern nicht bis
in die Geschoßspitze, sondern ist dort durch Aluminium , also ein leichteres
Metall, ersetzt. Dadurch rückt der Schwerpunkt des Geschosses nach hinten.
Dessen Neigung zu instabilem Verhalten nach dem Auftreffen erhöht sich so. Zudem
ließ sich die Geschoßspitze an dieser Stelle recht einfach abbrechen. Dadurch
ließ sich rasch das verfemte Dum-Dum-Geschoß herstellen. Nach deutscher Meinung
machten englische Truppen zumindest im Ersten Weltkrieg "sehr häufig" von dieser
Möglichkeit Gebrauch 56. Dies zu beurteilen war allerdings schwierig,
zumal auch herkömmliche Geschosse gerade bei kurzen Schußentfernungen durchaus
Dum-Dum-artige Zerstörungen anrichten konnten.
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So wurde zu Anfang des Krieges "sowohl auf unserer, wie auf der Gegner Seite, von sehr vielen Ärzten, besonders von solchen, die sich nicht genügend mit Geschoßwirkungen moderne Infanteriewaffen vertraut gemacht hatten, angenommen, Dum-Dum-Geschosse seien sehr häufig verschossen worden. So erinnere ich mich, zu Beginn meiner Tätigkeit in der Türke, führten mir türkischen Ärzte jede mit stärkerer Zertrümmerung einhergehende Gewehrschußverletzung als Dum-Dum-Wirkung vor. Meine Gegenausführungen fanden lange Zeit keinen rechten Glauben, bis ich ihnen an Gefangenen zeigen konnte, das türkische S-Geschoß zeigte ganz gleiche Wirkungen. 57 Es ist denkbar, solche Wunden ließen englische Soldaten, die sich mit der Wirkung solcher Gewehre ebenfalls noch nicht "vertraut gemacht" hatten, glauben der Gegner setze Dum-Gum-Geschossen ein, die sie dann meinten mit entsprechender Manipulation ihrer Munition erwidern zu müssen. Mißverständnisse dieser Art dürften in Kriegen nicht eben selten sein.
Ein Maßstab Geschoßwirkung zu bestimmen, nämlich Durchschlagsleistung, war bisher beredet. Weil sich die Durchschlagsleistung sehr einfach ermitteln läßt, ist sie ein schon seit langem übliches und auch genaues Mittel das Geschoßarbeitsvermögen zu bestimmen. Die biologischen Wirksamkeit einer Waffe zu beurteilen, ist sie jedoch nur bedingt geeignet. Ein Waffenhandbuch des Zweiten Weltkrieges gibt das Gewehrgeschoßvermögen auf 100 Meter Entfernung trockenes Kiefernholz zu durchlagen mit 85 Zentimeter an 58. Anscheinend begreift man so, ein menschlicher Körper sei kein Hindernis ist ein Gewehrgeschoß aufzuhalten. Fast immer durchschlugen Militärgeschoße den Leib 59. Steckgeschoße bemerkte die Medizinalabteilung des Preußischen Kriegsministeriums bei ihren Versuchen erst bei über 1.600 Meter weiten Schüssen 60. Sie verwendeten noch Rundkopfgeschoße, die aufgrund ihrer stumpfen Form in Luft verhältnismäßig stark abgebremst wurden. Für das spätere Spitzgeschoß gibt die Literatur die entsprechende Entfernung mit 2 000 Metern an 61.
Nach dem ersten Durchschlag kann ein Geschoß noch 90 Prozent seiner vormaligen Auftreffenergie besitzen 62, bleibt entsprechend gefährlich. Vor dem Ersten Weltkrieg durchschlug bei einem Unglücksfall in der deutschen Armee ein Rundkopfgeschoß 88 "aus einer Entfernung von 150 in abgefeuert, einem Soldaten das rechte Schlüsselbein [...] die rechte Arteria und Vena subclevia, rechte Lungenspitze, Aortenbogen und dritten Brustwirbel, so daß der Mann sofort an innerer Blutung starb, durchbohrte als Querschläger auftreffend, hierauf, das rechte Schulergelenk eines Kameraden und zersprengte dabei den Humeruskopf in zwei Hälften. Einem dritten Soldaten wurde der Rock zerrissen. Das Geschoß selbst wurde in einem Lattenzaun gefinden. 63 Sich zu decken hinzulegen konnte eine besondere Gefahr bergen, wie Erwin Rommel berichtet: "Mein Nachbar zur Linken schreit auf, sich vor Schmerzen! Von rückwärts hat ihm ein Geschoß den ganzen Körper von der Ferse bis zur Schulter durchschlagen. >Hilfe, ich verblute! brüllt der arme Kerl ganz verzweifelt, rasend vor Schmerz, vom Blut überströmt. Das Gesicht vor Schmerz verzerrt, die Hände in die Erde verkrampft, wird stiller und stiller. Dann geht ein Schütteln durch den ganzen Leib, das Leben des Musketiers entflieht. 64 Bild links: Schwere Unterschenkelzertrümmerung durch Gewehrschuß. Das
Bein ist geplatzt. |
Von sämtlichen Getroffenen stirbt heute wie früher jeder vierte oder fünfte im Gefecht 5 ,bevor ihn medizinische Hilfe erreicht. Schußverletzte sterben durch Verblutung oder durch zerstörte lebenswichtiger Organe unter denen die des Zentralnervensystems besondere Stellung einnehmen. Bei äußert schnellen, wie denen er modernen 5,56- und 5,45-mm- Geschossen, wurde durch plötzliche Erregung der Nerven in einem großen Bereich Reiztod für möglich gehalten, doch dafür gibt es keine überzeugenden Beweise 67.
Der Treffersitz bestimmt Chancen eines Verwundeten zu überleben wesentlich. Nach deutschen Zahlen aus dem Ersten Krieg erlitt knapp die Hälfte aller sofort Gefallenen Wunden an Kopf oder Hals, ein Drittel solche am Rumpf8. Zwar "ist fast jede kriegschirurgische Statistik fehlerbehaftet, indem die äußere Wirrnis der Umstände verläßliche Zahlen zu beschaffen verhindert" 69, doch kommt es hier nur auf ungefähren Größenordnungen an. Die unmittelbare relative Kopf-, Brust- und Bauchschußletalität lag bei etwa 50 Prozent. Bei Gliedmaßenverletzten betrug sie dagegen nur wenige Prozent 70. Diese machten dagegen zwei Drittel der behandelten Verwundeten ans, wobei etwa ein Drittel von ihnen Knochenzertrümmerungen 71, also ausgesprochen schwere Wunden, aufwiesen.
91,6 Prozent aller deutschen Verwundeten im 1870/71-Krieg erlitten Infanteriegeschoßverletzungen, ein im deutschen Heer im Zeitraum 1914/17 auf 54,2 Prozent absinkender Anteil 72. Deren Verschiebungsursache ist die gewaltig gesteigerte Artilleriewirkung, solche den Erstem Weltkrieg kennzeichnete.
1917 auf dem Materialschlachthöhepunkt, stellte ein Armeearzt bei seiner Armee fest, nur noch 14 bis 18 Prozent seiner Verwundeten waren von Infanteriegeschoßen getroffen, aber über 80% von Artillerie- und der Minenwerfergranatsplittern 73. Ähnliche Zahlen finden sich über die amerikanische Armee im Zweiten Weltkrieg (75 und 25 Prozent). Im Koreakrieg erreichte der durch Gewehrkugeln verursachten Wundenanteil mit weniger als 10 Prozent einen Tiefstwert. In modernen Konflikten, die mit gering eingesetzten schweren Waffen oft bürgerkriegsähnlichen Charakter tragen 74, mag der Gewehrkugelanteil wieder steigen
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vergrößerte und -besserte man die Sanitätsdienste. Die Medizin machte bedeutende Fortschritte, so daß ein Verwundeter schließlich rechnen konnte, "geborgen und innerhalb nützlicher Frist einer geordneten Behandlung" zugeführt zu werden 75. Seit der Jahrhundertmitte standen wirksame Narkosetechniken zur Verfügung, bezeichnenderweise von Zahnärzten entwickelt. Die Medizin begann das Phänomen er Wundinfektion zu begreifen. Zuvor waren in den verseuchten Krankenhausräumen selbst kleine chirurgische Eingriffe mit extrem großen Gefahren verbunden, ein "Zustand, der jedem menschenfreundlichen Chirurgen seinen Beruf gründlich verleiden konnte"76. Seit den 1860er Jahren verbreitete sich nun die vom englischen Arzt Lister begründete antiseptische Wundbehandlung, also Keime mit chemischen Mitteln zu bekämpfen. Den dadurch bedingten Fortschritt hielt man für so groß, "daß Alles, was in der Wundbehandlung in den Jahrtausenden vorher geleistet ist, von den Erfolgen nach Einführung dieser Methode ganz und gar in den Schatten gestellt wird.77 Lister nahm seine Eingriffe unter einem Sprühnebel von Karbolsäurelösung vor. Damit gelang es erstmals, die gefürchteten Wundinfektionen wirksam zu unterdrücken. Hatten deutsche Feldärzte im Krieg von 1870/71 diese Technik erst "hier und da" angewandte, setzte sich das "Listern" bis zum Ende der 1870er Jahre in Deutschland allgemein durch". Moderne Anästhesie und der zur Asepsis weiterentwickelten Antisepsis vorausgesetzt konnte sich die moderne Chirurgie, die bis 1914 in ihren Umrissen ausgebildet war, entwickeln.80 Man begreift, warum Ärzte jener Zeit - und nicht nur sie - von einem Zukunftsvertrauen erfüllt waren, von dem 100 Jahre später wenig übrig blieb. 81
Der Verwundeten Los blieb in ungezählten Fällen nach wie vor ein entsetzliches, doch verbesserte es sich gegenüber den vorhergehenden Jahrhunderten, in denen die Amputation die feldchirurgische Operation schlechthin gewesen war, erheblich. 82
Nicht nur Generäle, sondern auch die Mediziner beobachteten die zeitgenössischen Kriege damals mit großer Aufmerksamkeit, um aus ihnen zu lernen. Im 1877/78-Rußisch-Türkischen-Krieg wurde das bis dahin fast nur in der Friedensmedizin erprobte antiseptische Verfahren erstmals breit angewandt. Deutschen Ärzte, die an dem Feldzug teilgenommen hatten, berichteten, sie hätten damit große Erfolge erzielt. Fast immer sei ihnen gelungen, einen aseptischen Wundzustand herbeizuführen Im 1898er Spanisch - Amerikanischen - Krieg heilten die von spanischen Mausergewehren verursachten Schußwunden "sehr gut, Brustschüsse auffallend gut, ebenso die Bauchschüsse, sofern der Tod nicht schon auf dem Schlachtfeld eingetreten war'' 84
Durch Berichte aus dem Burenkrieg sahen sich viele in der Auffassung bestätigt, das neue kleinkalibrige Geschoß sei von einer "relative mercifulness, daß es relativ human sei." 85 Selbst Schädeldurchschüsse, die das Gehirn durchschlagen hätten, seien glatt verheilt. 86 Fachleute sagten voraus, die Prognose von Schußwunden habe sich gegenüber früher weit verbessert. 87
Dieses Vertrauen speiste sich nicht zuletzt aus der Überzeugung, daß Schußwunden in der Regel nicht primär infiziert seien, daß also durch die Schußverletzung selbst keine Infektion erfolge. Zu den Vätern dieser Auffassung gehört Ernst von Bergmann (1836-1907), einer der großen Ärzte des 19. Jahrhunderts. 88 Der gebürtige Livländer hatte an den 1866 und 1870/71 Feldzügen teilgenommen, folgte als beratender Chirurg im 1877/78 Balkankrieg der russischen Armee. Dort hatte er große Erfolge bei der Behandlung von Knieschußverletzten. 89 Dieser "Balkanoptimismus"" lebte nicht nur von der Autorität eines weltberühmten Mediziners, sondern fand auch weitere Bestätigung in anderen kriegerischen Konflikten. Hildebrandt berichtete aus Südafrika, Schußwunden würden weder durch das Geschoß noch durch Erreger auf der Haut oder in der Kleidung infiziert, allenfalls sekundär, durch Verschmutzung der Wunde oder fehlerhafte Versorgung.
Nachdem man gelernt habe, Sekundärinfektionen zu vermeiden, sei die früher nur selten beobachtete Heilung unter dem Schorf die Regel geworden, und zwar bei über 90 Prozent der durch Kleinkalibergeschoße verursachten Weichteilwunden.91 Therapeutische Konsequenz dieser Lehre war bei der Behandlung von Schußwunden Zurückhaltung zu üben, also ein sogenanntes konservatives Verfahren zu beobachten. Bei Weichteilwunden glaubte man, sich auf "die unmittelbare antiseptische Okklusion" beschränken zu dürfen 92.
Hatte von Langenbeck, Bergmanns Vorgänger an der 1. Chirurgischen Klinik in Berlin, noch vor der Infektionsgefahr, die von Kleiderfetzen der Uniform in der Wunde ausgehen könnte, gewarnt 93, so vertraute die moderne Anschauung kleine Stoffteile, auch Geschosse oder Geschoßteile heilten in die Wunde komplikationslos ein. 94 Diese Lehre, von wissenschaftlich hoch befähigten und mit reicher praktischer Erfahrung versehenen Ärzten entwickelt, stellte sich im Ersten Weltkrieg als unzutreffend heraus. Nicht nur schwere Verletzungen wie Bauchschüsse oder Knochenzersplitterungen erwiesen sich nun als infiziert, "sondern auch mehr scheinbar glatte Gewehrschüsse, [... ] als wir erwartet hatten." 95 Nach einer österreichischen Quelle waren schon im September 1914 70 Prozent der Wunden von Infektionen betroffen: "Aus dem Umstande, die Infektion tritt auch bei den kunstgerecht versorgten Wunden, die unberührt blieben, ein, läßt den Schluß zu [!], die Keime seien primär im Momente der Verletzung in die Wunde getragen worden ." 96
Der sondierende Chirurg fand die Wunden von Soldaten meist als einen sich vom Einschuß her verbreiternden Kanal oder Höhle unregelmäßiger Gestalt; "diese ist von zertrümmerten Geweben begrenzt, enthält Knochenfragmente, Projektilteile, Wolle 97, oft in größeren Fragmenten eng mit der Wunde verfilzt, oft auch sonstige aus der Gewandung oder Rüstung 98 mitgerissene Teile."99 In diesen verschmutzten Lappen erkannte man nun die eigentlichen Keimträger. 100 Die Infektion erwies sich als regelmäßige Erscheinung.
Ein wesentlicher Grund für die Heftigkeit der Infektion ist die gebildete temporären Höhle: "In der Höhlenausdehnungsphase herrscht im Kavitationsbereich subatmosphärischer Druck. Ein ungestümer Sog, der für die Kantamination der Wunde mit infektiösem Material Bedeutung hat, entsteht."101 Das drastisch überdehnte Gewebe kann sich, bleibt es keimfrei, zwar erholen. Unter Kriegsbedingungen bildet massive Verschmutzung und Verunreinigung mit Bakterien die Regel. Im geschädigten Gewebe finden die Keime einen hervorragenden Nährboden102. Besonders bösartig verlaufende Wunden beobachtete man im Ersten Weltkrieg: "Erde, Fäkalien, Verwesung und die, über Tage oder Wochen von Schweiß und Schmutz durchtränkte, Kleidung führten zu einem höchst keimdichten Milieu mit."103 Unter der herrschenden Lehre konservativer Wundbehandlung begann der Weltkrieg für alle Parteien mit einem "chirurgischen Fiasko" 104. Die Vorkriegsanschauungen stellten sich als unzutreffend heraus. Für die deutsche Seite wertete eine 1915 in Brüssel abgehaltene Chirurgentagung seit Kriegsbeginn gemachten bitteren Erfahrungen aus, legte Richtlinien für das künftige Vorgehen fest 105. Konservativ Wund en zu behandeln war nun, jedenfalls bei Schwerverletzten, Schulß. Schußwunden operative zu Versorgen wurde jetzt zur Regel 106. Der Erste Weltkrieg bot den Ärzten ein überreiches Feld Ihre Kunst zu üben. So ist man nicht überrascht, bei einem modernen Autor zu lesen, unter günstigen äußeren Verhältnissen zeitigte die chirurgische Schußwundenversorgung schon damals "unübertrefflich gute Ergebnisse zeitigte 107. Chirurgenaufgabe war (und ist) "Nekrotisches und zerfetzten Gewebes auszuschalten und radikale Schmutzes zu entfernen" 108 Alle chirurgischen Maßnahmen waren der Absicht untergeordnet, den ausbrechende Wundinfektionen zu verhindern 109. Eine österreichische Vorschrift nannte die Chirurgie des Krieges apodiktisch eine "Chirurgie der Wundinfektion"110. Auch im heutigen Antibiotikzeitalter rangt chirurgische Wundversorgung Schußverletztenwundinfektionen vorzubeugen und zu versorgen vor.111 Sie bedeutet sogar zunehmend mehr, jedenfalls dort sich durch langjährigen Antibiotikumge- und Mißbrauch äußerst widerstandsfähige Keime herausbildeten 112.
Nicht nur die Güte ärztlicher Betreuung, sondern auch die Schnelle, mit der einem Verwundeter geholfen wird, bestimmt dessen Schicksal In modernen Industriestaaten kann ein Unfallopfer rechnen, ihm eile in kürzester Frist mit modernem Gerät ein Notarzt zu Hilfe. Im Krieg ist solch schnelle Hilfe fast nie möglich. Das Opfer erleidet seine Verletzung im gefährlichen Raum, muß erst aus dem entfernt, zur Hilfe gebracht werden. Erstemal Wunden selbst zu versorgen, besaßen deutsche Soldaten seit 1887 keimtötende Verbandspäckchen. Nach erster Selbst- oder Kameradenhilfe mußte der Verwundete nach hinten, da ihm qualifiziert medizinisch geholfen werden konnte, gebracht werden. Drei Viertel bis vier Fünftel aller soeben Verwundeten sind noch fähig selbst zu gehen, können sich viele selbst zu den Verbandsplätzen begeben 113.
Kameraden bergen behelfsmäßig einen Verwundeten im Ersten Weltriege
Die übrigen schwerer Verwundeten sind angewiesen von deren Kameraden zum rückwärtigen sicheren Verbandplatz gebracht zuwerden. Die Fracht kann oft nicht geleistet werden. Solcher Unglücklichen Not und Elend gehört zu den erschütternsten Schilderungen der berichtenden Kriegsteilnehmern. Alexander Schwencke beschreibt eine besonders drastisch aus der Verdunschlacht des Jahres 1916: "Im Angriffsfeld vor dem I-Werk, [I-Werk = Infanterie-Werk, hier ein schwer umkämpfter französischer Stützpunkt nahe Fort Vaux], lagen Tote und Verwundete der 41er und 43er. Niemand konnte den Verwundeten helfen. Sie blieben liegen, bis sie eine Granate oder Mine vollends erledigte. Leichen, durch immer erneut einschlagende Granaten gräßlich verstümmelt, boten ein schauerliches Bild. Jeder Angriff forderte aus den Stürmerreihen Opfer, verwandelte sie zu ähnlichen Wrackstücken, wie sie vorn umherlagen."114 Auch dort, wo der Bahrentransport möglich war, vollzog der sich oft unter großen Gefahren, so daß Krankenträger nicht nur Kraft und Ausdauer besitzen, sondern auch " von opferfreudiger Bereitschaft" sein mußten. Zu ihrem Tun gehörte Mut, da sie "beladene Tragen, ohne Schutz suchen zu können, weitertragen mußten,."115
Hinten empfing den Verwundeten ein Verbandplatzaufbau, der ihn medizinisch betreuen und seinen weiteren Rücktransport durchfuhren sollten. Unmittelbar hinter der Kampfzone, oft noch im Wirkbereich gegnerischer Waffen befand sich der Truppenverbandsplatz. Nächst kam der Hauptverbandsplatz, solcher im Ersten Weltkrieg aufgrund dichter Artilleriebeschießung meist mehr als zehn Kilometer hinter der Front entfernt war 116. Von dort ging die Rettung in die Feldlazarette, in denen die Masse der Operationen durchgeführt wurde, weiter. Feldlazarette sollten sich zehn bis 15 Kilometer hinter der vordersten Linie befinden sollten 117. Deren Möglichkeiten zu versorgen entsprach bereits Krankenhäusern. Diesen Aufbau behielt der Sanitätsdienst er Deutschen Wehrmacht bei. Grundsätzlich folgt ihm auch noch unsere Bundeswehr. Er ergibt sich aus der Natur der Sache selbst.
Um Kapazitäten für Neuzugänge zu erfreien sowie Verletzte aus Kriegsgefahren zu entfernen, strebten die Feldsanitätsorgane beider Weltkriegen Verwundeten aus Feldlazaretten so rasch wie möglich in weiter rückwärts liegende Lazaretteinrichtungen weiterzubefördern. Eine Absicht, die im Zeitalter unterschiedsloser Luftbombardements immer schwerer zu verwirklichen war.
Während aus medizinischer Sicht wünschenswert ist, die abschließende Versorgung so rasch wie möglich zu leisten, verlangen Kriegsverhältnisse schnellen Rücktransport. Im Ersten Weltkrieg lernte man, "die definitive Wundversorgung der großen Masse der Kriegswunden, wenn irgend möglich, innerhalb der guten ersten Hälfte des ersten Tages nach der Verwundung einsetzen soll."
Bild: Deutscher Sanitätsstützpunkt an der Westfront des ersten Weltkrieges nach Artilleriebeschuß
Bauchschüsse mußten unbedingt "innerhalb der allerersten Stunden" operiert werden118, denn bei ihnen war die Infektionsgefahr besonders groß, die Todesrate entsprechend hoch 119.
Alexander Moritz Frey, der den Ersten Weltkrieg als Sanitätssoldat in einem bayerischen Infanterieregiment erlebte, beschrieb solch hoffnungslosen Verwundeten, den man noch zum Truppenverbandsplatz gebracht hatte: "Er hat eine Bauchverletzung, die Därme sind durchbohrt. Er blutet nicht, das heißt, er blutet wohl nach innen. Sein Gesicht ist unter dem Grau des Schmutzes weiß; es ist, als sei alles Blut des ganzen Körpers in die Bauchhöhle zusammengelaufen. Auf der sterbenden Stirn stehen ölige Tropfen. Was tut man für ihn? Man kann nichts tun. Er hat ein Verbandpäckchen über dem Einschuß; das bißchen Wundversorgung hat er gleich draußen erhalten. Ihn jetzt in ruhiger Lage zu belassen, ist das Beste. Am wichtigsten wäre, die Sanitätskompanie schickte sehr schnell ihren Wagen. Aber wann wird er kommen? Bestellt ist er telephonisch. Wann kann er da sein? Erfahrung zeigte, Darmverwundete sind, wenn sie nicht binnen zwei Stunden operiert werden, verloren. Jener ist verloren. Er bekommt die üblichen Spritzen: Serum gegen Starrkrampf 120 und Morphium gegen Schmerzen. Aber er liegt apathisch. Er hat gar keine Schmerzen. Bis er sich mit einem Male in einem tierischen Schrei hochwirft, sich zur Seite wirft, zu würgen anfängt: Er erbricht nur polternde Luft. Eiwei, sagt der Arzt leise, wendet sich mit resignierender Geste zur Seite."121
Aus den bereits genannten Gründen überwogen auf den Verbandsplätzen die Gliedmaßenverletzten. Deren Aussichten zu überleben war günstiger. Im Deutsch-Französischen Krieg überlebten in deutschen Lazaretten 89 Prozent ärztlich behandelter Verwundeten, im Ersten Weltkrieg schon 94 Prozent.122 Im Vietnamkrieg verstarben davon noch noch 1,5 bis 2 Prozent - jedenfalls auf amerikanischer Seite123 -, Folge stark verkürzter Evakuierungszeiten durch Hubschraubereinsatz und verbesserter medizinischer Behandlung.
Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es zur Infektionsbehandlung Penicillin. In England entstand erstmals ein Blutspende- und -versandsystem. Erlittener Blutverluste zu ersetzen wurde damals zur Regel. Dies und der Antibiotika einzusetzen fand in die deutsche Medizin allerdings erst nach 1945 Eingang. Schußverletzungen beschädigen nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Orwell befand sich nach seiner körperlichen Genesung in einer "ziemlich bedruckten Stimmung" und hatte den "Mut verloren". 124 Solch Streßerscheinungen beobachtete schon Hildebrandt in Südafrika. Er nannte sie eine ,"Form schwerer Neurasthenie": "Symptome allgemeiner abnehmender Körperkräfte treten auf. Die Muskulatur wurde schwach und welk, der Patient zusehends gebrechlicher. Objektiv konnten meist Tremor, erhöhte Reflexerregbarkeit, sowie Gesichtsfeldeinengung nachgewiesen werden. Nebenher gingen allgemeine Unruhe, Ohrensausen und Schwindelanfälle; [... ] Heilungen scheinen selten zu sein."125
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges gelangten solche Kranke in die Heimat zurück. Nun unternimmt die Militärmedizin ihre Anstrengungen, " Wunden, die der Krieg schlägt, zu lindern und zu heilen"126, nicht nur aus humanitären Gründen, sondern auch, um des Soldaten Dienstfähigkeit wiederherzustellen. Je länger der Krieg dauerte, desto mehr trat dieser Gesichtspunkt infolge des ungeheuren Menschenbedarfes der kämpfenden Heere in den Vordergrund. So entstanden auch Methoden zur Behandlung von "Schüttlern" und "Zitterern", die in "Neurotikerlazarette" gelangten, deren Erfolge im Gegensatz zu Hildebrandts pessimistischer Erwartung "vorzüglich" waren 127. Die dabei - und nicht nur in Deutschland - angewandten rabiaten Methoden ließen sich mit dem hyppokratischen Eid schwerlich vereinbaren, führten zu dem naheliegenden Vorwurf einer "Medizin ohne Menschlichkeit" 128. Die Wurzeln dieses kritisierten militärärztlichen Tuns liegen nicht unbedingt in der Medizin selbst, sondern im Krieg, denn der Krieg ist, wie Clausewitz gesagt hat, "selbst nichts menschenfreundliches"129.
Quellen finden sich weiter unten.
Lutz Möller
Armin Welker schrieb:
Auf jeden Fall ging es um einen zusätzlichen Schock (nach Erich: der Paarige Schock) der bei 850 m/s auftritt, denn ungefähr hier würde die Schallgeschwindigkeit im Gewebe überschritten. Dadurch schießt eine ähnlich der Wellenfront beim Überschallknall durch den Wildkörper und zerreißt umliegendes Gewebe. Wird z.B. die Leber getroffen, welche mit viel Blut angereichert ist, brechen durch den starken Druck sogar etliche Rippen ab. Ich bin zwar nur Laie und hab Aufgenommenes wiedergegeben, aber wenn das mit der Schallgeschwindigkeit stimmt (die ~850m/s), wäre ein solcher Schock mitsamt Erklärung plausibel.
Lieber Armin,
besondere Zerstörungen an Geschosse treten tatsächlich so ab etwa 850 m/s bei allen Geschossen ein; auch Vollmantelgeschoßen. Die Schallgeschwindigkeit in Fleisch liegt ebenfalls bei derselben Geschwindigkeit. Ich habe früher tatsächlich fälschlich zwischen beiden einen Zusammenhang gesehen. Der Mensch lernt, deja. com behält nur.
Ich weiß noch genau, wie es damals war. Ich saß an einem Knick mit Blick zur Waldkante auf einer Leiter und wartete an einem üblichen Wildaustritt auf Rehwild, daß ich dort schon öfters beobachtet hatte. Auch Damwild trat dort gelegentlich aus. Ein etwa 400 m längs der Waldkante so 10 m innen laufender Fernwechsel endete dort. Das Revier zu kennen ist also immer gut. Ich saß und saß. Ich wartete und wartete, aber nichts kam. Als ich abends dann so gegen 7:30 unverrichteter Dinge abbaumte, sah ich schon auf der Leiter (Seeleute klettern steile Treppen und Leitern aus Sicherheit immer mit dem Gesicht zum Halt), daß sich Geiß und Kitz die ganze Zeit unweit hinter mir in meinem Rücken aufhielten. Der Jäger, der sich immer behutsam leise, bewegt, erntet in solch Augenblicken seiner sauren Zucht süßen Lohn.
Ich legte in der fortgeschrittenen Dämmerung (Zur Jagd war das Licht eigentlich schon zu knapp, deshalb war ich ja gerade abgebaumt) meine Büchse auf einen Strohballen, faßte Geiß und Kitz ins Zielkreuz. Auch nachts kann man Geiß und Kitz klar trennen. Größe und Verhalten sagen klar, das man vor sich hat. Also kam die alte Nächtjägertakitk hervor: Mitte Wild = Mitte Glas: (Na gut, ganz so schlecht war die Sicht nicht, aber gekonnt zu schießen heißt im Einsatz ohne einen Gedanken schnell und sicher zu handeln, Hoffen und Harren hielt schon manchen zum Narren) Also: Bumm!
6 mm Schußwirkungen
6 mm 4,86 g Hornady V-Max Hohlspitz Plastik Teilmantel Torpedo, Vo = 979 m/s, tötet auf 80 m bei Lebertreffer sofort, gibt starke mit großen Zerstörungen auf den Rippen Blutergüsse. Am Rückrat brachen durch die Druckwelle je fünf Rippen ab. Das Geschoß explodiert gewissermaßen.
Armin,
ich freue mich besonders solch aufmerksame Leser wie dich zu haben, die mich gegebenen Falles auch mal auf Gesagtes festlegen. Du zeigst mir, wie wichtig deutliche und klare Gedanken und Ausdrucksweise sind.
"Am Rückrat brachen durch die Überschalldruckwelle je fünf Rippen ab." stand damals da. Meine Aussage war leider falsch. Richtig ist "Am Rückrat brachen durch die Druckwelle je fünf Rippen ab."
Wie soll man sich nun die Druckwelle vorstellen?
Bei 950 m/s entstehen an der Geschoßspitze etwa 4.500 bar Druck, eine Kraft von 4,5 Tonnen (= 4.500 kg) je Quadratzentimeter ergibt sich. Gewaltig! Dabei platz des Geschoß mindestens zur Hälfte, wenn nicht mehr, in 0,1 - 0,4g Splitter. Die sich ergebenden Bewegungen werden wegen der teilweisen Umgestaltung als ein Gemenge aus elastischen Stoß (Energieerhalt) und unelastischem Stoß (Energieverzehr zugunsten Umgestaltung) verstanden und beschrieben.
Der Treffersitz in Leibmitte bedeutet, anders als bei herkömmlichen breiten Kammertreffer, das nicht nach einem Zentimeter Kammerdecke weiche, nachgiebige, *verdichtbare Lunge* kam, sondern weiches, nachgiebiges *unverdichtbare Gescheide* bis zu Leber kam. Hier liegt ein ganz wesentlicher Unterschied.
Wenn Kräfte auf Massen treffen, werden die Massen beschleunigt. a =F/m . Da die Kraft "F" eine gerichtete Größe ist, wirkt die Beschleunigung "a" in die von der Kraft vorgegebenen Richtung.
Gescheide und Leber sind zwar Festkörper, kein Flüssigkeiten; eher weiche Festkörper. Da die Scherkräfte aber klein (ich schätze so bei 40 kp/cm²), dagegen die Kräfte in diesem Fall sehr groß sind, ist es angebracht sich das Geschehen als Kraftwirkungen in nicht verdichtbaren Flüssigkeiten vorzustellen - zumindest anfänglich. Wenn die Kugel oder deren Splittern von 950 m/s auf unter 50 m/s verzögert wurden, gewinnen die Scherkräfte im Vergleich zu den Massekräften wieder an Bedeutung. Dann wäre die Betrachtung ungenau. Da das Geschoß unter 50 m/s aber kaum noch Wucht hat, spielt der Teil eh kaum eine Rolle, so daß unser Bild sich gut den tatsächlichen Vorgängen nähert.
Druck in zähen Flüssigkeiten (oder weichen Festkörpern wie Gescheide oder Leber) pflanzt sich sich der kleinen oder fehlenden Scherkräfte wegen in alle richtungen fort; also wie eine Kugelwelle. Wenn, wie im Falle des ins Ziel getroffenen Geschosses, sich die Druckquelle bewegt, überlagern sich die Kugelwellen zu einer verjüngenden Röhre, die sich von der Geschoßbahn im Leib nach außen ausbreitet.
Ein Geschoß dieser Größe ( ~6 mm dick, ~ 15 mm lang) ist bereits nach ein oder spätestens zwei Zentimetern teilweise zerplatzt, der Restkörper unterschallschnell.
Nimmt für dieses Geschoß sinnvoller Weise an: Kaliberverdoppelung binnen 2 cm, 2,8 Masseschwund binnen 2 cm, Trefferschnelle 950 m/s, ergeben sich
v (0 cm) = 950 m/s
v (1 cm) = 920 m/s
v (2 cm) = 826 m/s
v (3 cm) = 601 m/s
Als ich damals den in sich unsinnigen Begriff "Überschalldruckwelle" gebrauchte, ware mir die Zusammahänge nicht nicht so klar wie heute. Insbesondere hatte ich noch nicht den in "Tiefenwirkung" zu findenden "Tiefenwirkungsrechner" programmiert. Das konnte ich erst, als ich "Bullet Penetration: Modeling the Dynamics and the Incapacitation Resulting From Wound Trauma. ISBN 0-9643577-0-4 El Segundo, CA, 1994, Ballistic Publications, $39.95" las. Spitze! Das Werk ist geradewegs vomVerlag zu beziehen (50$ einschließlich Luftfracht für Deutschland) Ballistic Publications, Dept NH, Box 772, El Segundo, CA 90245. Man sehe hier!
Warum ist der Begriff "Überschalldruckwelle" in sich unschlüssig? Nun, der Begriff Schallgeschwindigkeit bezeichnet gerade jene Schnelle, mit der sich Druckwellen fortpflanzen. es kann also keine Überschdruckwellen geben. (Hätte ich eigentlich damals schon wissen müssen). Ich meinte damals allerdings etwas anderes, nämlich die sich seitlich vom sich überschallschnell durch das Gewebe fliegenden Geschosses. Da der quadratisch mit der Schnelle anwachsenden Kräfte wegen die flotte Reise schon nach 2 cm auf unterschallschnell gebremst ist, trifft der Begriff also auch aus diesem Grunde nicht mehr zu. vergiß ihn möglichst schnell und vollständig - er taugt nicht.
Röhrenwelle
Kann nun mit dem Geschoßrest an der Spitze sich die mit Schallgeschwindigkeit radial im Ziel wie eine verjüngende Röhre, oder Kegeloberfläche, ausbreitende Druckwelle töten?
Nein. Der Druck allein tötet nicht. Unser, oder des Kitzes in diesem Falle, unverdichtbares Gescheide und Leber (nicht verdichtbare Lunge, da liegen die Verhältnisse anders) ist kaum druckempfindlich. Gewebe läßt sich auch gut dehnen. Allerdings nur bis zur Streckgrenze, dann reißt es.
Was dem armen Kitz geschehen ist, war also folgendes. Die das Gescheide und Leber durchbohrende abgeplattet gewichtsgeminderte Kugel ( ~ 12 mm dick ~ 2 g schwer) beschleunigt elastisch Gewebe. Das Gewebe wird, eine Hohlraum hinterlassen, von dem fortschreitenden, dabei gebremsten Krafteintrag, kegelgestaltig seitlich weggestoßen (Kurzweilige Wundhöhle). Da in diesem Fall die kurzweilige Wundhöhle auf des Kitzes Leib bezogen sehr groß war, sicher größer als dessen Hälfte, scherte das beschleunigte Fleisch an der festen schweren Wirbelsäule auf jeder Seite fünf Rippen ab. Das Kitz flüchtete nicht mehr.
Der Stoß auf die Wirbelsäule kommt damit einem Krellschuß gleich, da das Rückenmark soweit erschüttert, das die druckempfindliche Nerven reizüberflutet sinnvolle Arbeit erst mal einstellen. Da Stück ist als unterseitig gelähmt. Der gleiche starke Stoß bewegst gleich neben der Leber auch das Zwerchfell. Da im Zwerchfell für die Atmungssteuerung wichtige Fühler liegen, kann man sich die Wirkung einen solchen Zwerchfellstoßes wie einen Hammerschlag in die Magengrube auf den Sonnenfleck vorstellen. Atemstörung oder (kurzzeitige) Lähmung folgen.
Was soll ein derart getroffenes Kitz den noch machen? Die Hinterläufe sind durch Krell gelähmt. Der Zwerchfellschlag lähmt die Atmung kurzfristig. Die Brustkorbatmung ist langfristig mangels fester Rippen (je fünf zerbrochen) als unmöglich. Die Leber mit ihren großen Adern ist zerschossen. In der verbleibenden Lebenszeit, in der die nervenbedingten Lähmungen frühestens abklingen könnten, ist soviel Blut aus den großen Leberadern geflossen, daß der Blutdruckabfall weiter Hirnfeingefäße mangels Blutdruck nicht mehr erreicht. Ohne Sauerstoff stellt das Hirn nach 10 bis 15 Sekunden bewußte Arbeit ein. Dann kann das Stück nicht mehr flüchten wollen! Kurze Zeit später bricht alles Leben in sich zusammen. Das Stück stirbt.
1 Erwin Rommel: Infanterie greiftan,11.Aufl.,Potsdam 1941, S. 17 f.
2 George 0rwell: Mein Katalonien, Zürich 1975, 8.230.
3 Die Wirkung schnellfliegender Geschosse, in: Kriegstechnische Zeitschrift
1900, S.279-286, dort S.286.
4 Rudolph Köhler: Die modernen Kriegswaffen. Ihre Entwicklung und ihr
gegenwärtigen Stand, ihre Wirkung auf das tote und lebende Ziel. T. H enthaltend
die Wirkung der kleinkalibrigen Gewehre auf den lebenden Menschen, Berlin 1900,
S.913.
5 Ebenda, S.895.
6 A. Köhler: Kriegschirurgen und Feldärzte der Neuzeit (Die Kriegschirurgen
Preußens und anderen deutschen Staaten in Zeit- und Lebensbildern, T. IV;
Veröffentlichungen aus dem Gebiete des Militärsanitätswesens, H. 27), Berlin
1904, s. 37.
7 Christian Meurer Die Haager Friedenskonferenz, Bd.2: Das Kriegsrecht der
Haager Konferenz, München 1907, S. 507. 8 Ebenda, S.508.
9 P. Labbett, P. J. F. Mead: .303 Ineh. A History of the .303 Cartridge in
the British Service. o. 0. 1988@ S. 20.
10 Ebenda.
11 Meurer (wie Anm.7), S. 515.
12 Ebenda, S.483.
13 Ebenda, S. 677.
14 Hildebrandt: Die Verwundungen durch die modernen Kriegsfeuerwaffen, ihre
Prognose und Therapie im Felde (Bibliothek von Coler. Sammlung von Werken
aus dem Bereiche der medizinischen Wissenschaften mit besonderer
Berücksichtigung der militärmedizinischen Gebiete. B .21 u. 22), 2 B(le.,
Berlin 1905, B(t. 1, S. 71.
15 Ebenba, S. 100.
16 Von Coler u. Otto von Schjerning: Über die Wirkung und die kriegschirurgische
Bedeutung der neuen Handfeuerwaffen. Vorträge aus den Sektionen für
Militär-Sanitätswesen und Chirurgie auf dem XI. internationalen medizinischen
Kongresse, in Rom 1894, Berlin 189,1, S.30.
17 F. Riedinger: Über die Wirkung moderner Projektile, Würzburg 1909, 8.7.
18 Hildebrandt (wie Anm. 14), Bd. 1, S. 63 f.
19 Karl Sellier, Beat Kneubühl: Wundballistik und ihre ballistischen Grundlagen,
Berlin u. a. 1992, S. 123.
20 Karl Sellier: Schußwaffen und Schußwirkungen 1. Ballistik, Medizin und
Kriminalistik, 2. Aufl., Lübeck 1982, S. 182 f.
21 Nuot Ganzoni: Die Schuverletzung im Kriege, Bern, Stuttgart, Wien 1975, S.
25.
22 Dazu C. Cranz: Lehrbuch der Ballistik, Bd. 1.: Äußere Ballistik, 2.
Aufl., Berlin 1917, S.491.
23 Sellier (wie Anm. 20), S. 184 f.
24 Ganzoni (wie Anm. 2 1), s 26.
25 Sellier (wie Anm. 20), S. 191.
26 Canzoni (wie Anm. 21), S. 25.
27 H. Käfer: Feldchirurgie,. Leitfaden für den Sanitätsoffizier der
Wehrmacht, 8. Aufl., Dresden, Leipzig 1943, S. 23f.
28 Ganzoni (wie Anm. 21), S.212; diese Verletzungen verursachten nicht nur
Gewehrgeschoßen, sondern auch Granatsplittern.
29 Handbuch Militärmedizin. Feldchirurgie, Berlin 1986, S. 83 f.
30 Sellierr (wie Anm. 20), S. 288 f.
31 Wirkung (wie Anm. 3), S. 286.
32 Von Löbell's Jahresberichte über das Heer und Kriegswesen 34 (1907), hrsg.
von Pelet-Narbonne, Berlin 1908, S. 396.
33 Ganzoni (wie Anm.21), S.18.
34 Coler/Schjerning (wie Arm. 16), S. 19 f.
35 Edward Clinton Ezell: Small Arms of the World, 12. Aufl., Harrisburg 1983,
8.46.
36 Ganzoni (wie Anm. 2 1), S. 199 f.
37 Ebenda, S. 24.
38 Sellier (wie Anm. 20), S. 199.
39 Ebenda, S. 221.
40 Nun waren 400 Meter (bis dahin 200 Meter) kleinste am Visier einstellbare
Schußentfernung. Wie wir aber an Erwin Rommel Erlebnis sahen, ergaben sich
bei ganz kleinen Zielen und sehr kurzen Entfernungen dadurch, weil das Gewehr
bei schulmäßiger Zielauffassung dann zu hoch schoß, Schwierigkeiten zu zielen.
Aus solchen Erfahrungen heraus wählten spätere deutsche Gewehrbauer 100 Metern
als kleinste Visierstellung.
41 Sellier (wie Anm. 20), S. 221.
42 Ebenda, S. 192 ff.
43 Coler, Schjerning (wie Anm. 16), 8.14 f.
44 Hildebrandt, Bd. 1 (wie Anm. 14), S. 48.
45 Cranz (wie Anm. 22), S. 366 ff.
46 Karl Fischer: Waffen- und schießtechnischer Leitfaden für die
Ordnungspolizei, 4 Aufl., Berlin 1943, S. 24.
47 Sellier(wieAnm.20),S.56.
48 Ganzoni (wie Anm. 21), S. 21 f.
49 Meurer (wie Anm. 7), S. 490; diese Formulierung ist, wohl
übersetzungsbedingt, mißverständlich. Gemeint ist die Querstellung des
Geschosses.
50 Sellier (wie Anm. 20)@ S. 187.
51 Martin L. Fackler: Wounding
Patterns of military Riflebullets in: International Defense Review H. 1,
1989, S. 59-64, dort S. 61; nach anderen Quellen dreht sich das Geschoß schon
nach sechs bis zehn Zentimetern, Sellier (wie Anm. 20), S. 194.
52 Malvern Lumsden: Perversionen der Waffentechnik. Der Siprireport über
besonders grausame nichtnukleare Waffen, Hamburg 1983, S. 37 ff.
53 Ganzoni (wie Anm.21),S.201.
54 Ezell (wieAnm.35),S.47.
55 Ebenda, S.60.
56 Fritz Brüning: Die Kampfmittel im Weltkriege und ihre Wirkung auf den Körper,
in: Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege 1914/18, B(t. 1,
Chirurgie, hrsg. von Erwin Payr u. Carl Franz, T. 1, 1,eipzig 1922, S. 3-23,
dort 8. 13.
57 Ebenda, S. 17.
58 Fischer (wie Anm. 46), 8.50.
59 Sellier, Kneubühl (wie Anm. 19), S. 204.
60 Coler, Schjerning (wie Anm. 16), 8.13.
61 Käfer (wie Anm. 27), S. 19.
62 Ganzoni (wie Anm. 21), S. 21.
63 Hildebrandt (wie Anm. 14), Bd. 1, S.43.
64 Rommel (wie Anm. 1), S. 32 f.
65 Ganzoni (wie An m. 2 1), S. 188.
66 Sellier (wie Anm. 0), S. 202.
67 Freundliche Mitteilung von Oberfeldarzt Dr. Reinhard Steinmann, Chirurgische
Abteilung des Bundeswehrkrankenhauses Ulm. Ihm sei an dieser Stelle für
seine Bereitschaft, sich dem Verfasser für ein Gespräch über die medizinischen
Aspekte des Themas zur Verfügung zu stellen, gedankt.
68 Sanitätsbericht über das Deutsche Heer im Weltkriege 1914/1918,Bd.3,Berlin193
@S.7
69 Ganzon (wie Anm. 21), S. 55.
70 Ebenda, 8. 192.
71 Ebenda, S. 212.
72 Sanitätsbericht (wie Anm. 68), S. 72.
73 Ebenda, S. 71.
74 Ganzoni (wie An m. 2 1), S. 192.
75 Ebenda, S. 204.
76 Köhler (wie An m. 6), S. 47.
77 Ebenda, S. 46.
78 Ebenda, S. 50.
79 Ebenda, S. 55.
80 Ganzoni (wie Anm. 2 1), S. 204.
81 Ein schönes Dokument dieses Zukunftsglaubens ist das Buch von Carl Ludwig
Schleich: Besonnte Vergangenheit. Lebenserinnerungen (1859-1919), Berlin
1925.
82 Ganzoni (wie Anm. 2 1), S. 82.
83 Köhler (wie Anm. 6), S. 30.
84 Ebenda, S. 33.
85 Ebenda, 8. 36.
86 Ebenda, S. 3 7.
87 Ebenda, S.83.
88 Deutsche biographische Enzyklopädie , Bd. 1, München u.a. 1995, S.449 f.
89 Georg Schöne: Behandlung frischer Kriegswunden und Verhütung des Ausbruchs
der Wundinfektion, in: Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege
1914/18, Bd. 1, Chirurgie, hrsg. von Erwin Payr- u. Carl Franz, T. 1, Leipzig
1922, 8.132-166, dort S. 132.
90 Handbuch Militärmedizin (wie Anm. 29), S. 32.
91 Hildebrandt (wie Anm. 14), B(t. 1, S. 126 f.
92 Riedinger (wie Anm. 17), S. 5.
93 Köhler (wie Anm. 6), S. 54.
94 Hildebrandt (wie Anm. 1,1), Bd. 1, 8. 129.
95 Schöne (wie Anm. 89), 8.133.
96 Chirurgie im Felde. Hrsg. vom k. u. k. 2. Armeekommando, Wien, Leipzig
1918, S.8.
97 In beiden Weltkriegen bestanden die Uniformen in Europa meist aus Wolle.
98 Österreichischer Ausdruck für Ausrüstung.
99 Chirurgie im Felde (wie Anm. 96), 8.5 1.
100 Ebendla, S. 8 f.
101 Ganzoni (wie Anm. 1), S. 25.
102 Ebenda, S. 26.
103 Ebendla, S. 35.
104 Ebenda, S. 68.
105 Nahmmacher: Kriegschirurgisches Taschenbuch. Eine kurze Zusammenstellung der
kriegschirurgischen Erfahrungen 1914/16, Dresden 191(i. S.3.
106 Schöne (wie Anm. 89), 8.138 f.
107 Ganzoni (wie Anm. 21), S. 130.
108 Schöne (wie Anm. 89), S. 142.
109 Ganzoni (wie Anm. 21), S. 104.
110 Chirurgie im Felde (wie Anm. 9(;), S. 12.
111 Handbuch Militärmedizin (wie Anm. 29). S. 126.
112 Wie Anm. 67.
113 Ganzoni (wie Anm. 21), 8.209.
114 Alexander Schwencke: Die Tragödie von Verdun 1916, T. 11: Das Ringen um Fort
Vaux, Oldlenburg Schlachten des Weltkrieges. In Einzeldarstellungen bearb.
u. hrsg. im Auftrage des Reichsarchivs, Bd. 14), Berlin 1928, S. 132).
115 Sanitätsbericht über das deutsche Heer im Weltkriege 1914/1918, Bd. 1,
Berlin 1935, S. 104 1.
116 Ebenda, 8. 103.
117 Ebenda, 8. 113.
118 Schöne (wie Anm. 89), 8.147.
119 Ganzoni (wie Anm.21), S.218, nennt für den Ersten Weltkrieg über 90 Prozent
Todesrate: schwankende Zahlen verschiedener Ärzten gibt Eugen Enderlein:
Bauchschüsse, in: Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege 1914/1918,
Bd. 2, hrsg. von Otto von Schjerning. Leipzig 1922, S. 3-97, S. 14 ff.
120 Seit Oktober 1914 verfügte der deutsche Sanitätsdienst über einen
Tetanusimpfstoff, Handbuch Militärmedizin (wie Anm. 29), S.34. Dieses Mittel
konnte außerordentlich lästige Nebenwirkungen hervorrufen: "Bei hohem Fieber
entstanden auf Schenkel, Brust oder Arm faustgroße Wülste, von denen großer
Juckreiz ausgingt, Otto Germar: Verwundet, in: Das Antlitz des Weltkrieges.
Fronterlebnisse deutscher Soldaten, hrsg. von Ernst Jünger, Berlin 1930, S.
72-86, dort S. 86.
121 Alexander Moritz Frey: Die Pflasterkästen. Ein Feldsanitätsroman,
Leipzig, Weimar 1984, S.48.
122 Sanitätsbericht (wie, Anm. 68), S. 66.
123 Ebenda, S. 244.
124 Orwell (wie Anm. 2). S. 249.
125 Hildebrandt (wie Anm. 14), Bd. 1, S. 132.
126 Coler, Schjerning (wie Anm. 16), S. 6.
127 Weyert: Nerven- und Geisteskrankheiten, in: Der Wettkampf um Ehre und Recht,
Bd. 7, hrsg. von Max Schwarte, Leipzig 1923, 8.511-523, dort S. 515.
128 Peter Riedesser: Ethische Dimensionen und psychologische (Begebenheiten der
militärärztlichen Arbeit im Zweiten Weltkrieg, in: Sanitätswesen im Zweiten
Weltkrieg, hrsg. von Ekkehart Guth, Herford, Bonn 1990, S. 209-223, dort S. 218.
129 Carl von Clausewitz: Vom Kriege, hrsg. von Werner Hahlweg, 19. Aufl.,
Bonn 1980.
Von:
"Peter Campbell" <no4t.303@virgin.net>
I just fired the Sierra 174g .303 MK in my No4 rifle this afternoon and they shot delightfully molygreased in front of 42g of N140 in a Remington case with an RP 9.5 primer. Unfortunately they
seem to be a bit slow for 1000y at 2420 f/s (738 m/s.) Would anyone know what it takes for that bullet to stay supersonic to 1000y and can it be safely loaded to that velocity in a (nearly new, 243 rounds fired) No4 MK II Enfield?Dave Hickey
You load sounds as if it duplicates pretty well the standard British .303 174 gr. cartridge (2450fps?). This shoots pretty well at 1000 yards in a 'regulated' Nº 4 rifle. The trick is not to stoke it up, but to try and duplicate the load so as to keep the receiver loads the same. These actions move around a lot, and in a complex manner. Standard propellant is 40(38?) sticks of Cordite (2 base).
Pity ChasY's not around, he knows the beast well. I think that doing this is
of more importance than whether subsonic or not, as the bullet is not boattailed
(at least the standard 174gr. isn't) and behaves better transonically.
--
Laurie
[Peter Campbell]
The MkVII bullet was flat base design, base fill with an aluminium nose insert, so that the centre of gravity was kept to the rear, and that the benefits of the spitzer type bullet would not be lost by having a long heavy bullet. The MkVIII bullet (Boat tail) although originally meant as general service bullet, was later restricted the Vickers machine gun because of compatibility problems with rifles/machine guns which had previously cordite propellant. This cartridge was loaded to identical velocities of the MkVII bullet which in the Vickers guns served to enhance the long-range ballistics for the machine gun. Interestingly the MkVIII was the only later mark .303 round to have never used cordite, the cordite gasses flowing past the smooth boattail led to a much reduced barrel life.
The Cordite charge varied through the years, various loads are;
31 -\+ 1 grains of size 3, 3/4" = 60 strands,
36 -\+ 1 1/2 grains MDT cordite size 5/2, = 36-44 strands,
Interestingly AP cartridges typically had a charge 1 grain heavier then the ball rounds above, whilst Proof ctgs had 2 grains heavier than the ball round.
My uncle used to speak about the improvement in range the MkVIII round gave when used in the Vickers gun, they always preferred to use the MkVIII and would keep a stash for emergencies.
The Sierra 174gr MK differs from the MkVIII bullet in that the MkVIII was a smooth boat tail from nose to tail with relatively small bearing surface, whilst the Sierra MK has a quite sharp boattail.
I have only done limited testing at Long ranges with the .303 but hope to give the old girl a thrash at 1000, 1100 &; 1200 this year, with Moly coated Sierra MKs and conventional Mk VIII ammo, although the No32 scope will lend some problems at the longer ranges due to its small magnification. The Seller &; Bellot .303 ammo is also boattailed and so far gives excellent results.
I would wholeheartedly support Laurie in his advise to keep loads in the 2450 area all my best results have been in this area.
Haven't heard of a Horned 174gr .303 bullet, anyone have any info?
Pete
Von: "Peter Campbell" <no4t.303@virgin.net>
Peter,
albeit you wrote about the Mark VIII bullet clearly, may i ask, why the Bullettip origially was Aluminium filled? Or, ar above thoughts your own ideas, or journalistic Work, digged outsome ancient thoughts? I just copied some Stuff about the bullet above So i wonder ...
cannot dream of a meaningful Reason to move a Bullets Gravitycenter reawards, as with the windforce at overnoise Speeds mostly attacking the Front, such design aggravates in-flight-Stabilization.
Around 1911 the Swiss made a Militarybullet with a strange recessed Boattail. Lapua later made they famous D46 Longrangebulltet in similar Fashion. As Pressurres grew and Lead evaporated, Lapua partly closed the Rear, invented the Lockbase. To completely remove Barrelleading, Lapua, in a Strike of Genius, reversed the Jackcet, kept the Arse tight, and left a little Hole in Front. The Scenar was born. To keep Winddrag small, find a very windslippery Design, lapua prolonged the Bullets and sharpened them as much as was possible to pluck the bullets still out of the Forge. So the hollow Front was norn. In 6,5 mm Case with 70 mm Radius. 100 mm stuck.
The Hollow Front hinders Stabilization, but the Windslipperyness more than outweighs such Problem, to be cured with a shorther Twist.
That`s my Knowledge on the Subjekt. So the Rearmass has its reasons in Maufacturing, not at all in Ballistik.
Lutz
Lutz,
the major reason for having the aluminium filler was to keep the OAL the same as the MkVI bullet to prevent having to re-regulate the automatic weapons chambered for the MkVI. Secondly had it been filled with lead there would have been little ballistic improvement over the MkVI which it had replaced.
The MKVIII did not require a nose filler as with the weight removed from the tail enabled the OAL to remain the same as for the Mk VI, VII bullets
My personal experience has shown that all FMJ bullets have a great desire to Yaw/Tumble in contact with tissue, for some reason Hollow/Soft point bullets appear to follow somewhat straighter paths through tissue, although not always (Murphy's law no doubt).
I have a lot of research on the Lee Enfield series under my belt, the .303 comes with this territory.
One interesting sideline is the finding that boattail bullets increase throat erosion, mainly with Cordite, but i would imagine this would carry to a lesser degree with Nitro powder. This should start an interesting thread!!
I liked your page, however my command of Deutsch is a long way behind your
command of English.
Pete
Von: Lutz Möller <> An: <jagd@dainet.de> Gesendet: Montag,
27. März 2000 11:33
> Betreff: <ot> Wunden im Krieg
Achtung: Grausame Fotos!
Horrido,
obwohl nicht gerade ein Jagdthema mag der Aufsatz von Dieter Storz zu dem Thema, ein Literaturfleißarbeit mit 129 Quellenangaben) dennoch dem einen oder anderen an Wundballistik interessierten, etwas geben. Ich teile die Meinung in dem Aufsatz, besonders zu Energiefrage, nicht; finde ihn dennoch lesenswert.
Waidmann Heil
Lutz Möller
Von: Ingo <Ingo.mad@t-online.de> An: jagd@dainet.de Betreff: Re: <ot> Wunden
im Krieg
> Datum: Montag, 27. März 2000 15:30
Wahnsinn, Ihr Typen seid doch echt der allerletzte Abschaum! Widerlich, daß
Ihr die Wundwirkung von Geschossen anhand von Bildern aus dem Krieg von
zerfetzten Menschen-Köpfen, -beinen, usw. belegen wollt! Das zeigt doch nur
mal wieder: Ihr Jäger habt kein Respekt vor dem Leben!!
Waidmanns Fall, Ingo
Betreff: Re: <ot> Wunden im Krieg Datum: Mon, 27 Mar 2000 22:07:31 +0200 Von: "Michael Bartl" <mbartl@donau.de> An: "Ingo" <Ingo.mad@t-online.de> CC: <jagd@dainet.de>
Mein lieber Ingo,
Krieg ist nun mal grausam - und er wird von Menschen gemacht. Wenn Du Dir überlegst, daß z.B. Wunden durch Landminen noch grausamer sind und die ganz bewußt NICHT auf`s Töten sondern NUR auf's Verstümmeln ausgelgt sind (zehrt an der Kampfmoral und bindet mehr Personal und Material) dann zweifelt man manchmal schon an der Menschlichkeit der Menschen. Aber man kann der Ralität ins Auge blicken - und sei sie noch so grausam oder vor Ihr den Kopf in den Sand stecken und sagen "möchte ich gar nicht wissen / sehen / gewußt haben".
Aber ich warne Dich: Wer heute den Kopf in den Sand steckt, der knirscht morgen beim Aufwachen mit den Zähnen.
Umgekehrt heißt Realität schonungslos zu akzeptieren noch lange nicht sie auch gut zu heißen. Lernen kann man auch aus den schlimmsten Dingen - auch aus Schußverletzungen an Menschen für die Jagd. Das hat nichts mit Abschaum zu tun.
Hm, Respekt vor dem Leben? Du bist mir vielleicht ein Filosof! Schau Dir doch
mal an was unsere piekfeine ach so zivilisierte Gesellschaft so alles
mit "Leben" anstellt, (Was treibt z.B. die Firma von der Du Dein Haarshampoo
hast alles an Tierversuchen?) Ich glaube eher, daß Du ein Problem mit dem
Phaenomen "Tod" hast.
Denk mal drüber nach.
Bartl
> Betreff: Re: Perverse Jaeger Datum: Tue, 28 Mar 2000 03:15:11 GMT Von: George
Young <jagdnews@gmx.net> Foren: de.alt.soc.tierrechte Referenzen:
<8bnoir$kup$1@news07.btx.dtag.de> <8boc3j$5b8o5$1@fu-berlin.de> In article
<8boc3j$5b8o5$1@fu-berlin.de>, "Henry Schubert" <henryschubert@gmx.de> wrote:
> nach langer Zeit endlich mal wieder ein "so-richtig-gescheiter" Beitrag. Der trifft so recht den Themenkreis dieser NG. :-( Falls dir das noch keiner so richtig erklärt hat, HIER geht es um Tierrechte.
Mit Tierrechten hat Ingo Helmdach mehr zu tun als Provo-Jäger Schubert oder Ignorant Wendt.
Folgendes hat heute jemand geschrieben:
"Ein "Philosoph" aus der Jagdszene hat wieder einen Anfall von Scriptorooe erlitten: Waffen im Volk Man sollte diesen Zeitgenossen pfleglich behandeln, denn er nimmt den Jagdgegnern eine Menge Arbeit ab". Süß ist das Banner am Ende der Seite: "Jäger: nette Leute" <lol> Weil es so schön ist, weiterer Jäger-Schwachsinn von dem genannten L. Möller: "Jäger werden also leichter und öfter als die überwiegende Zahl gewöhnlicher Stadtbewohner in bewaffnete Auseinandersetzungen verwickelt. Die auf weite Entfernungen gut geeigneten Jagdbüchsen und - flinten sind für derartige Nähkämpfe zu unhandlich, sind dazu also ungeeignet. Der Jäger benötigt zu seiner eigenen Sicherheit, zum Jagdschutz, also eine wirksame handliche Waffe, ein Pistole."
Weiter geht's...
"Da sich häufig auch wertvolle Pelztiere, denn die sind im wesentlichen jene Räuber, die Wiesenbrütern gefährden, in Fallen finden, soll die Waffe das Rauchwerk nicht in Fetzen schießen."
So sprach der Ehrenmann in Grün und machte sich zu weiteren Taten auf. Die kriegsverherrlichenden Bilder auf der Seite sprechen ebenfalls für sich.
George
--
http://jagdnews.notrix.de - jagdnews@gmx.net
Die Jagdnews - unabhängige Informationsstelle
zum Jagdgeschehen im deutschsprachigen Europa
Markus Laengin schrieb:
> > Eigene Erfahrung bestätigt die Aussage. Auch soll man Kinder mal Schießen lassen. Dann hat sich die Neugiersache erledigt. Da mein Tochter, nebst Nachbarkindern, laufen tote Tiere sieht, kann sie sich auch ausmalen, was so ein Schuß anzurichten vermag.
> Ich kann dem aus eigener Erfahrung auch nur zustimmen!
> Wenn etwas den Reiz des Besonderen/Verbotenen verloren hat, ist es weitgehend uninteressant und einfach "normal". ...vielleicht auch ein Grund dafür, warum ich noch alle zehn Finger habe...
> Lutz urteilt hier also genau richtig: Was kann es Einprägsameres als den Anblick einer zerfetzten Leber oder Lunge geben?!
Hier: Zivilwunden Zielwirkung/Zivilwunden.html
Als mein Vater mit Nierenkrebs als alter Mann im Krankenhaus lag, starben neben ihm gelegentlich viel jüngere Männer mit Prostatakrebs. Die meisten jüngeren Leute waren darauf kaum geistig vorbereitet, machten Sorgen, deren Stimmung war gedrückt. Mein Vater sagte nur, "Die waren nicht im Krieg, deshalb sind die so beunruhigt". Vielleicht werde ich später mal aus der schweren Zeit sein Regimentstagebuch veröffentlichen, damit man sich eine Vorstellung bilden kann.
Er verlor zwar im Krankenhaus zwar eine Niere. Die Operation (nicht der Krebs) brachte ihn fast um. Aber er lebte samt Krebs noch einige Jahre, bis er dann ganz gewöhnlich während einer Erkältung an Herzschwäche starb. ,,Der Wille führt das Fleisch", sagte mein Schwester dazu. Stimmt!
Unsere Gesellschaft blendet Tod aus. Ich bekomme zu der Militärwundenseite recht heftige Post von Leuten, einschließlich Jägern, die ohne weitere Gründe es ,,einfach abstoßend" ,,widerwärtig" ,,pervers" finden, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Mexikaner hingegen feiern den Tod jährlich mit großen, fröhlichen Festen. Nun ja - andere Länder = andere Sitten.
Wer sich also Markus Meinung anschließt, kann seinen knallwütigen Sprößlingen die Seite ja zeigen. Ich glaube allerdings nicht, das derart herausgelöste Organe Kinder besonders rühren, da der Zusammenhang zum Menschen nicht ersichtlich ist.
Falls jemand wünscht, übersetze ich die Ausführungen.
Lutz
Sehr geehrter Herr Möller,
,,Für Jäger, Krieger oder jene...“ ; die lyrische Sprache, die Sie für Ihre
Warnung wählten, ist Geschmacksache. Darauf will
ich überhaupt nicht rumreiten. Für mich als Nichtjäger mit tendenzieller
Nähe zum Gutmenschentum löste der erste Besuch Ihres
Netzplatzes erstmal ein Feuerwerk rot aufflackernder Alarmlämpchen aus. Ihr
Entwurf des thematischen Bogens von der
Jägernatur des Menschen bis zur Naturhaftigkeit des
Krieges ( Diese Verkürzung wird Ihrer Thematik
nicht gerecht, zugegeben ) und die in den Kommentaren wiedergegebenen Meinungen
reizen mich in einigen Details zu Widerspruch (Mehr dazu vielleicht in späterer
Post).
LM: Bitte sehr, bitte gern! Wenn Sie Ihre Meinung hier vertreten wollen, oder Ihren Widerspruch äußern wollen, seien Sie willkommen, wenn Sie zur Sache dieses Netzplatzes hier Neues in richtiger deutscher Sprache begründet vorbringen werden!
Aber daß Sie Ihre Aufgabe offenbar sehr ernstnehmen, dabei sachlich und differenziert argumentieren kann ich Ihnen nicht absprechen. Deshalb werd ich all meine zuschnappenden ideologischen Reflexe erstmal sichern und einfach eine Bitte an Sie richten: auf Ihrer Seite „Über die Wirkung von Militärgewehren auf lebende Ziele“ haben Sie zwei Photos eines jungen Mannes eingestellt, dessen Gesichtsschädel in Höhe des Wangenbeins durchschossen ist, große Teile seiner unteren Gesichtshälfte weggerissen sind. Ihre Bildunterschrift dazu lautet „Kopfschuß: rechts rein - links raus. Der Schuß ging teils durch den luftgefüllte Rachen. Unterschiedlich großer Ein- und wesentlich größerer Ausschuß lassen erkennen, wie das auftreffende Geschoß Gewebemasse rundum verspritzte, so in die Breit wirkte. L. M.“ Was mich daran stört, sind nicht die Bilder an sich. Was der Aufsatz beschreibt, sollen die Fotos auch veranschaulichen dürfen. Mich stört der Umstand, daß der junge Mann als Person zu erkennen ist. Auch wenn unwahrscheinlich wäre, daß er von einem noch lebenden Verwandten erkannt würde, ist man seiner Würde schuldig, ihn nicht so ausdrücklich deutlich darzustellen. Man könnte die Bilder knapp unter Augenhöhe beschneiden, damit wäre die Wunde klar gezeigt, aber die Identität des Jungen bliebe geschützt.
Sehen sie, ich habe mit Respekt den
Nachruf auf Ihren Vorfahren August Möller
gelesen, der als ausgezeichneter Offizier im April 1918 durch eine Granate
getötet wurde. Wäre es in Ihrem Sinne, Ihn so dargestellt als Beispiel für
Splitterwunden zu sehen, mit einer Hand am Hinterkopf, die ihn für die Kamera
ausrichtet? Urteilen Sie selbst. Das ist Ihr
Netzplatz und Sie entscheiden, was in welcher Weise dargestellt wird.
Mit freundlichen Grüßen, Rainer Hotz, Sonntag, 20. Mai 2007 00:39
Tag Herr Hotz,
danke für Ihre Post. Sie verstehen sich auszudrücken und Menschen anzurühren, um sie für sich zu gewinnen. das gefällt mir. Diesen Aufsatz Militärwunden , Über die Wirkung von Militärgewehren auf lebende Ziele, nach Dieter Storz, las und sah ich schon lange nicht mehr. Im Jahre 2001 benutze ich in Namibia ebensolche Geschosse wie damals im Ersten großen Weltkrieg Krieg und konnte die von Fackler und Storz dargestellten Zielwirkungen nachvollziehen. Die müssen nicht sein. Beat P. Kneubueh, bei mir u. a. mit der Drallstabilisierung vertreten, prägte den Begriff Schulterstabilsierung; den Prandtl mit seiner Strömungsmechanik bereits Anfang des 19. Jahrhundertes voraussagte. Das Lutz Möller KJG Geschoß aber wirkt anders, weil sich das im Gegensatz zu den taumelnden Militärgeschossen nicht dreht, sondern im Ziele schulterstabil schnurgeradeaus fliegt.
Mein eingängige Warnung „Für Jäger, Krieger oder jene, die zu töten schießen, schildere ich Jagd, Wunden, Verletzungen, Blut und Tod.“ mögen Sie als lyrisch bezeichnen. Tatsächlich soll Sie jene, die nicht wissen was sie hier erwartet, über das Kommende in Kenntnis setzen, damit der sich daran vermutlich stört, wegbleibe. Sie blieben nicht weg, sondern lasen aufmerksam, wie ich aus Ihren Bemerkungen schließe, störten sich aber dennoch. Was soll ich hier machen. Ich weiß wohl wie solche Bilder rühren, oder abstoßen. Deshalb schrieb ich ja die Warnung. Aber hier geht es nicht um Empfindlichkeiten, sondern um Jagd, Wunden, Verletzungen, Blut und Tod. Da bleibt nicht aus, auch häßliche Bilder darstellen zu müssen. Der Tote möge mir verzeihen, hier als Bespiel herzuhalten. Es gibt noch mehr häßliche Bilder, z. b. von der Ostfront. Die war so!
Wie soll man einen Arzt ausbilden, ohne ihn Anatomie studieren zu lassen. Gehen Sie mal in eine anatomische Sammlung und sehen sich die scheußlichen Mißgeburten an, die das besehen werden. Solche Sammlungen sind nicht allgemein öffentlich zugänglich, ebensowenig wie gewisse tiermedizinische oder zoologische aus denn die „drei Freunde“ hier unten stammen:
„Drei Freunde“, Gorillaskelette aus Privatbesitz, die einer zoologischen Sammlung vermacht wurden und dort erst mal lagern.
Ich befinde mich also in der Zwickmühle mit einem Originalbild aus der Zeit Betrachter zu stören, bin aber anderseits auf ebensolche Bilder angewiesen. Das ist bei solchen Scheußlichkeiten immer so. Mein Weg, diese Zwickmühle zu umgehen ist die Warnung. Glauben Sie mir, der Gedanke den Sie vorbringen ist mir nicht fremd. Mir liegt fern die Würde eines anständigen Soldaten zu verletzen, aber ich muß solche ungeschönten Originalbilder zeigen, um meinen Zweck, die Unterrichtung über die Jagd zu erreichen. Das geht nicht ohne Verletzungen, Blut und Tod zu zeigen und zu erörtern. Letztlich soll das alles der Waidgerechtigkeit dienen, also die Belange der Tier zu berücksichtigen, genau wie die Haager Landkriegsordnung zusammen mit der Genfer Konvention dienen soll, den Krieg ohne unnötige Verletzungen durchzuführen, selbst wenn das ein frommer Wunsch bleibt, weil z. B. die „pfiffigen“ Amerikaner dann eben Seestreikräfte (Marines) oder Luftwaffe schicken, weil sie meinen, denen seien solche Beschränkungen ja nicht zuzumuten und eben andere Munition außerhalb der Vereinbarungen einsetzen.
Ich will mal darüber schlafen und nachdenken. Ich lade meine weiteren Leser ein Ihre Meinung zu ihre Kleinen Bitte zu äußern.
Waidmannsheil, Lutz Möller,
Tag Herr Möller,
als regelmäßiger Besucher ihres Netzplatzes
möchte ich ihrer Bitte nachkommen, meine Meinung zum
Anliegen des Herrn Hotz zu äußern.
Wenn ich auch die Beweggründe des Hr. Hotz nachvollziehen kann, seine Meinung teile ich nicht. Sie warnen ausreichend oft, was Hr. Hotz ja bestätigt. In Lehrunterlagen für Ballistiker und Pathologen finden sich ebensolche Bilder, während meiner Dienstzeit in der Bundeswehr habe ich in Lehrunterlagen ähnliches gesehen. Die Persönlichkeitsrechte des gezeigten Soldaten, rühren Sie meiner Ansicht nach nicht an.
Heute waren verletzte Bw-Soldaten aus Kunduz in der MoPo zu sehen. Da sehe ich einen aktuellen Bezug. Da werden Persönlichkeitsrechte verletzt! Ihre Aufsätze sind mit so einer Unanständigkeit nicht zu vergleichen. Machen Sie so weiter! Dennoch ist gut zu wissen, daß es Besucher wie Hr. Hotz gibt, die zweifelnd mitdenken und so wertvolle Rückmeldung geben!
Tschüß, Stephan G. Hamburg, 22. Mai 2007
Guten Tag Herr Möller,
ich arbeite an einer Statistik der Militärtoten im Laufe der Geschichte. Dabei
ist die Sterblichkeitsqote der Verwundeten wesentlich. Dazu fand ich in
Ihrem Netzplatz äußerst interessante Hinweise.
Wenn wir die Verletzten in zwei Kategorien einteilen:
• Schwerverletzte (die ohne ärztliche Hilfe innerhalb weniger Stunden sterben): dazu gehören wohl die 20 % bis 25 % aus Ganzoni zitierten nicht Bewegungsfähigen, plus Gehfähige aber schwer Verletzte
• Mittel- und Leichtverletzte
kann man davon ausgehen, daß die Relation etwa 1:2 ist, und daß diese Relation
seit dem 19. Jh. in etwa gleich geblieben ist?
Sehen Sie folgende Annahmen über die Bergungsquote der Schwerverletzten als
realistisch an?:
• Napoleonische Kriege: 25 %
• 1870/1871: 33 %
• 1. WK: 80 %
• 2. WK: 90 %
Mit bestem Dank und freundlichem Gruß!
Vittorio Ferretti,
München, Donnerstag, 19. Juli 2007 06:04
Tag Herr Ferreti,
Sie überfordern mich. Da ist nicht mein Fach. Aber vielleicht
kann einer meiner Leser helfen. Ich leite gern weiter.
Mit freundlichen Grüßen nach München, Lutz Möller
Lutz Möller,